geführt werden; ich wartete auf etwas, ich ahnte etwas, und jetzt ist es eingetroffen! Rodja, Rodja, wo gehst du hin? Verreist du am Ende?«

»Ja.«

»Das dachte ich mir! Aber ich kann ja mit dir reisen, wenn du mich brauchst. Auch Dunja würde dich begleiten; sie liebt dich, sie liebt dich über alles, und meinetwegen soll auch, wenn es sein muß, Sofja Semjonowna mitkommen; siehst du, ich würde sie sogar gern als Tochter aufnehmen. Dmitrij Pro-kofjitsch wird uns helfen, daß wir alle beisammen bleiben ... Aber ... wohin ... wirst du reisen?«

»Leben Sie wohl, Mama!«

»Wie? Heute schon?« schrie sie auf, als müßte sie ihn für immer verlieren.

»Ich kann nicht mehr; es ist Zeit für mich; ich muß unbe-dingt ...»

»Und ich kann nicht mit dir kommen?«

»Nein; aber Sie sollen auf den Knien für mich beten. Ihre Gebete werden vielleicht erhört.«

»Komm, laß dich bekreuzigen, laß dich segnen, siehst du, so, so! O Gott, was sollen wir nur anfangen!«

Ja, er freute sich, er freute sich sehr, daß niemand da war, daß er mit seiner Mutter allein sein konnte. Es schien, als wäre sein Herz nach all dieser grauenvollen Zeit mit einem-mal wieder weich geworden. Er fiel vor Pulcheria Alexan-drowna nieder; er küßte ihr die Füße, und beide hielten ein-ander umarmt und weinten. Und diesmal wunderte sie sich nicht mehr und stellte ihm keine Fragen. Schon lange hatte sie erkannt, daß mit ihrem Sohn etwas Entsetzliches geschah, und jetzt war irgendein furchtbarer Augenblick für ihn ge-kommen.

»Rodja, mein Liebster, mein Erstgeborener«, sagte sie schluchzend, »jetzt bist du genauso, wie du als Kind warst ... da kamst du ebenso zu mir und umarmtest und küßtest mich; noch als dein Vater lebte, tröstetest du uns, wenn wir Kummer hatten, allein schon dadurch, daß du bei uns warst; und als ich deinen Vater begraben hatte, wie oft wein-ten wir da, wenn wir an seinem Grab einander so umarmt

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