macht! ... Noch nie, noch nie ist mir das klarer zu Bewußt-sein gekommen als jetzt, und weniger denn je kann ich meine Tat für ein Verbrechen halten! Noch nie, noch nie war ich stärker und überzeugter als jetzt! ...«

Röte schoß ihm in das blasse, abgezehrte Antlitz. Doch wäh-rend seiner letzten Worte begegnete er unversehens dem Blick Dunjas, und er fand darin so viel Leid, so viel Leid um ihn, daß er unwillkürlich zur Besinnung kam. Er fühlte, daß er trotz allem diese beiden armen Frauen unglücklich gemacht hatte. Trotz allem war er die Ursache ...

»Dunja, Liebste! Wenn ich schuldig bin, dann vergib mir ... obgleich du mir nicht vergeben kannst, falls ich wirklich schuldig bin! Leb wohl! Wir wollen nicht miteinander streiten! Es ist Zeit, hohe Zeit. Folge mir nicht; ich flehe dich an, ich muß noch ... Geh gleich und bleib bei unserer Mutter. Ich beschwöre dich! Das ist meine letzte, meine größte Bitte an dich. Bleib die ganze Zeit bei ihr; ich habe sie in einer Un-ruhe zurückgelassen, die sie kaum ertragen wird; entweder sie stirbt, oder sie verliert den Verstand. Bleib bei ihr! Rasu-michin wird euch zur Seite stehen; ich habe mit ihm gespro-chen ... Weine nicht um mich: ich will mir Mühe geben, mutig und ehrlich zu sein, mein ganzes Leben lang, obwohl ich ein Mörder bin. Vielleicht hörst du noch einmal von mir. Ich werde euch keine Schande machen, das sollst du sehen; ich will es euch noch beweisen ... Aber jetzt einstweilen auf Wiedersehen«, schloß er hastig; während seiner letzten Worte und Verheißungen hatte er abermals einen sonderbaren Aus-druck in Dunjas Augen bemerkt. »Was weinst du denn so? Weine nicht, weine nicht; wir trennen uns ja nicht für immer! ... Ach ja! Warte, ich habe etwas vergessen!...«

Er trat zum Tisch, nahm ein dickes, verstaubtes Buch zur Hand, öffnete es und zog zwischen den Blättern ein kleines Porträt hervor, ein Aquarell auf Elfenbein. Es zeigte seine ehemalige Braut, die am Nervenfieber gestorben war, die Tochter seiner Wirtin, jenes merkwürdige Mädchen, das ins Kloster hatte gehen wollen. Etwa eine Minute lang starrte er das ausdrucksvolle, kranke Gesichtchen an, küßte das Bild dann und reichte es Dunjetschka.

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