Husten erstickte ihre Stimme, aber ihr drohender Ton hatte Erfolg. Offenbar hatte man vor Katerina Iwanowna gera-dezu Angst; einer nach dem anderen drängten sich die Mieter wieder durch die Tür, mit jener sonderbaren innerlichen Ge-nugtuung, die man immer, sogar an den nächsten Angehöri-gen, feststellen kann, wenn einem der Ihren unversehens ein Unglück zugestoßen ist, und deren sich kein einziger Mensch zu erwehren vermag, ohne Ausnahme, selbst dem aufrichtigsten Gefühl des Mitleids und der Teilnahme zum Trotz.

Hinter der Tür ließen sich übrigens Stimmen vernehmen, die vom Krankenhaus sprachen; es gehe nicht an, hier grund-los Unruhe zu schaffen.

»Es geht nicht, daß er so stirbt!« schrie Katerina Iwanowna und stürzte zur Tür, um sie aufzureißen und ein ganzes Don-nerwetter auf die Köpfe dieser Leute loszulassen; doch in der Tür stieß sie mit Frau Lippewechsel zusammen, die gerade erst von dem Unfall erfahren hatte und herbeigelaufen war, um ihre Anordnungen zu treffen. Sie war eine ungewöhnlich alberne, zerstreute Deutsche.

»Ach, mein Gott!« rief sie händeringend. »Ihr Mann ist betrunken unter die Pferde gekommen! Er muß ins Kran-kenhaus! Ich bin die Wirtin!«

»Amalja Ludwigowna! Ich bitte Sie zu bedenken, was Sie reden!« begann Katerina Iwanowna hochmütig – zu der Hauswirtin sprach sie immer in hochfahrendem Ton, damit Amalja Ludwigowna »sich ihres Platzes bewußt sei«, und selbst jetzt konnte sie sich dieses Vergnügen nicht versagen –, »Amalja Ludwigowna ...«

»Ich habe Ihnen ein für allemal gesagt, Sie sollen mich nicht Amalja Ludwigowna nennen; ich heiße Amalja Iwanowna!«

»Sie heißen nicht Amalja Iwanowna, sondern Amalja Lud-wigowna! Ich gehöre nun einmal nicht zu Ihren elenden Spei-chelleckern, wie Herr Lebesjatnikow, der jetzt dort hinter der Tür lacht« – und hinter der Tür konnte man wirklich Lachen und den Ausruf: »Sie geraten sich gleich in die Haare!« vernehmen –, »und deshalb werde ich Sie immer Amalja Ludwigowna nennen. Ich verstehe wahrhaftig nicht, warum

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