zu unterbrechen, aber nicht für lange Zeit, und er bemühte sich mit allen Kräften, seine Verhältnisse zu verbessern, damit er sein Studium fortsetzen könne. Raskolnikow war schon etwa vier Monate nicht bei ihm gewesen, und Rasu-michin wußte nicht einmal, wo er wohnte. Einmal, vor unge-fähr zwei Monaten, waren sie auf der Straße einander begeg-net, doch Raskolnikow hatte sich abgewandt und war sogar auf die andere Straßenseite gegangen, damit jener ihn nicht bemerkte. Und Rasumichin hatte ihn zwar bemerkt, war aber vorübergegangen, da er den Freund nicht beunruhigen wollte.

5

Wirklich, ich wollte erst vor kurzem noch Rasumichin um Arbeit bitten, daß er mir entweder Privatstunden oder sonst etwas verschaffe, spann Raskolnikow seine Gedanken weiter; aber womit kann er mir denn jetzt helfen? Angenommen, er verschafft mir Stunden, angenommen sogar, er teilt seine letzte Kopeke mit mir, wenn er überhaupt eine Kopeke hat, so daß ich mir Schuhe kaufen und meinen Anzug in Ordnung bringen und dann tatsächlich auch Stunden geben kann ... hm ... und was weiter? Was fange ich mit Fünfkopeken-stücken an? Brauche ich das denn jetzt? Es ist wahrhaftig lächerlich, daß ich zu Rasumichin gehe ...

Die Frage, warum er jetzt zu Rasumichin ging, machte ihm mehr zu schaffen, als er sich selber eingestand; voll Be-sorgnis suchte er in diesem doch ganz gewöhnlichen Vorhaben irgendeine schlimme Vorbedeutung.

Wie? Will ich denn wirklich alles nur durch Rasumichin in Ordnung bringen, habe ich in Rasumichin den Ausweg aus allen Schwierigkeiten gefunden? fragte er sich betroffen.

Nachdenklich rieb er sich die Stirn, und sonderbar: ganz unvermutet, plötzlich und fast von selbst, kam ihm nach sehr langem Grübeln ein erstaunlicher Gedanke.

Hm ... zu Rasumichin, sprach er plötzlich völlig ruhig, als handelte es sich um einen endgültigen Entschluß, ich werde zu Rasumichin gehen, natürlich ... aber ... nicht

- 70 -


Загрузка...