hielt die Hand seines Vaters ganz fest und sah voll Furcht zu der Schenke hin. Ein besonderer Umstand zog seine Auf-merksamkeit auf sich: diesmal schien hier eine Art Volks-fest gefeiert zu werden. Er sah eine Reihe geputzte Klein-bürgerinnen, Bauernweiber, ihre Männer und fremdes Gesin-del. Alle waren betrunken; alle grölten Lieder, und vor den Türstufen des Gasthauses hielt ein Wagen – ein beson-derer Wagen. Es war eines jener großen Fuhrwerke, vor die man schwere Zugpferde spannt und mit denen man Waren und Weinfässer transportiert. Von jeher hatte er diese schwe-ren Pferde mit ihren langen Mähnen und den dicken Schen-keln gern gesehen, wenn sie ruhig und gemessen ihres Wegs zogen und einen ganzen Berg hinter sich herschleppten, ohne sich auch nur im geringsten anzustrengen, als gingen sie mit ihrer Ladung sogar leichter als ohne Last. Doch jetzt, und das war das Merkwürdige daran, war vor diesen riesigen Wagen ein kleines, mageres, fuchsbraunes Bauernpferdchen gespannt, wie sie sich oft – er hatte es wieder und wieder be-obachtet – mit einer hohen Fuhre Holz oder Heu abmarter-ten, vor allem wenn der Wagen im Schlamm oder in einem ausgefahrenen Geleise steckenblieb. Und dann schlugen die Bauern immer so unbarmherzig, so unbarmherzig mit der Peitsche auf sie ein, manchmal gerade auf die Schnauze und auf die Augen; er aber hatte solches Mitleid, solches Mit-leid, wenn er das sah, daß ihm stets die Tränen kamen und Mama ihn immer vom Fenster wegführen mußte. Jetzt jedoch brach plötzlich großer Lärm aus: mit Geschrei, und während sie zur Balalaika Lieder sangen, kamen aus der Kneipe stock-besoffene große Bauern heraus, die Jacke über das Hemd geworfen. »Steigt ein, steigt alle ein!« schrie ein noch junger Mann mit dickem Hals und fleischigem Gesicht, das rot war wie eine rote Rübe, »ich bringe euch alle heim, steigt ein!«

Doch sogleich erheben sich Gelächter und Rufe: »Eine solche Schindmähre, und die soll uns fahren?«

»Bist du denn bei Verstand, Mikolka? Wie kannst du bloß diesen Gaul vor einen solchen Wagen spannen?«

»Aber ihr Lieben, der Braune hat gewiß schon seine zwan-zig Jahre auf dem Buckel!«

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