Keinen Schritt! Ich schieße! Du hast deine Frau vergiftet, ich weiß es; du bist selbst ein Mörder ...«

»Sind Sie auch ganz sicher, daß ich Marfa Petrowna ver-giftet habe?«

»Ja. Du hast mir selbst Andeutungen darüber gemacht; du hast von Gift gesprochen ... Ich weiß, daß du weggefahren bist, um welches zu holen ... Du hattest alles vorbereitet ... Du warst es ... ohne Zweifel ... du Schurke!«

»Selbst wenn es so wäre, hätte ich es doch nur deinetwegen getan ... du wärst die Ursache gewesen.«

»Du lügst. Ich habe dich immer gehaßt, immer ...«

»Oho, Awdotja Romanowna! Sie vergessen offenbar, wie Sie in der Hitze Ihrer Bekehrungsversuche schon schwankten und weich wurden ... Ich sah es Ihren Augen an; erinnern Sie sich nicht: eines Abends beim Mondenschein, als die Nachtigall schlug? ...«

»Du lügst!« Dunjas Augen funkelten vor Zorn. »Du lügst, Verleumder!«

»Ich lüge? Gut, dann lüge ich eben. Ich habe gelogen. Frauen soll man an derartige Dinge nicht erinnern.« Er grinste. »Ich weiß, daß du schießen wirst, du hübsches wildes Tierchen! Also los, schieß!«

Dunja hob den Revolver und blickte Swidrigailow toten-blaß aus feurig funkelnden, großen schwarzen Augen an; ihre Unterlippe war kreidebleich und zitterte. Sie war entschlos-sen und wartete nur auf die erste Bewegung, die er machen würde. Noch nie hatte er sie so schön gesehen. In dem Augen-blick, da sie den Revolver hob, loderte aus ihren Augen ein Feuer, das ihn gleichsam verbrannte, und sein Herz preßte sich schmerzhaft zusammen. Er tat einen Schritt vorwärts, und der Schuß krachte. Die Kugel streifte Swidrigailows Haar und schlug hinter ihm in die Wand. Er blieb stehen und lachte leise auf.

»Die Wespe hat gestochen! Zielt direkt auf den Kopf ... Was ist das? Blut?« Er zog sein Taschentuch, um sich das Blut wegzuwischen, das ihm in einem dünnen Faden über die rechte Schläfe rann; wahrscheinlich hatte die Kugel die Kopfhaut gestreift. Dunja senkte den Revolver und blickte

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