»Was meinen Sie mit entscheiden'?«

»Pjotr Petrowitsch schreibt ja doch, daß du am Abend nicht bei uns sein sollst und daß er sofort gehen würde, falls du kämst. Nun also ... wirst du kommen?«

»Das habe natürlich nicht ich zu entscheiden, sondern in erster Linie Sie, wenn diese Forderung Pjotr Petrowitschs Sie nicht beleidigt, und zweitens Dunja, sofern auch sie nicht be-leidigt ist. Ich werde tun, was Sie für gut befinden«, fügte er trocken hinzu.

»Dunjetschka hat ihren Entschluß schon gefaßt, und ich stimme mit ihr völlig überein«, beeilte sich Pulcheria Alexan-drowna zu versichern.

»Ich habe beschlossen, dich, Rodja, zu bitten, dringend zu bitten, unbedingt bei dieser Zusammenkunft zugegen zu sein«, sagte Dunja. »Kommst du?«

»Ja.«

»Ich möchte auch Sie bitten, um acht Uhr bei uns zu sein«, wandte sie sich an Rasumichin. »Mama, ich lade auch Herrn Rasumichin ein.«

»Vortrefflich, Dunjetschka. Nun, wie ihr euch entschieden habt«, erwiderte Pulcheria Alexandrowna, »so soll es auch sein. Und für mich ist es so ebenfalls leichter; ich heuchle und lüge nicht gern; es ist besser, wir sagen die ungeschminkte Wahrheit ... mag Pjotr Petrowitsch darüber in Zorn gera-ten oder nicht!«

4

In diesem Augenblick ging leise die Tür auf, und ein Mäd-chen, das sich schüchtern umblickte, trat ins Zimmer. Alle wandten sich ihr erstaunt und neugierig zu. Raskolnikow konnte sie auf den ersten Blick nicht erkennen. Es war Sofja Semjonowna Marmeladowa. Gestern hatte er sie zum ersten-mal gesehen, aber alle die besonderen Umstände ihrer Begeg-nung, der Zeitpunkt, die Umgebung und ihre Kleidung, hat-ten zur Folge gehabt, daß sich seinem Gedächtnis das Bild eines ganz anderen Gesichtes eingeprägt hatte. Jetzt war sie

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