ging, und er lachte höhnisch. Diese Sauberkeit kostet Geld ... Hm! Und vielleicht ist Sonja heute selbst bankrott; sie hat ja das gleiche Risiko zu tragen wie ein Jäger ... oder ein Goldsucher ... Ohne mein Geld säßen morgen bestimmt alle völlig auf dem trocknen ... Ach ja, Sonja! Was für einen Quell haben sie da angebohrt! Und sie machen ihn sich zu-nutze! Oh, sie nutzen sie aus! Und haben sich daran gewöhnt. Sie haben geweint und sich daran gewöhnt. An alles kann sich der Mensch, dieses Schwein, gewöhnen!

Er dachte nach.

»Aber wenn ich unrecht habe«, rief er plötzlich unwillkür-lich, »wenn der Mensch, das heißt das ganze Menschenge-schlecht, das ganze, wirklich nicht schweinisch ist, so ist alles übrige nur ein Vorurteil, nur angelernte Angst. Es gibt keine Schranken, und es muß so sein!...«

3

Am nächsten Tag erwachte er spät, nach einem unruhigen Schlaf, der ihn nicht gestärkt hatte. Er erwachte gallig, reiz-bar und böse und betrachtete voll Haß sein Zimmer. Das war eine winzig kleine Zelle von etwa sechs Schritt Länge und sah mit den gelblichen, staubigen, überall von der Wand gerissenen Tapeten überaus kläglich aus; es war so niedrig, daß ein großer Mensch hier beinahe hätte Angst bekommen und glauben können, er werde jeden Augenblick mit dem Kopf an die Decke stoßen. Die Einrichtung entsprach dem Raum: es standen drei alte Stühle darin, schon ziemlich wack-lig, ein gestrichener Tisch in der Ecke, auf dem einige Hefte und Bücher lagen – schon allein daran, wie verstaubt sie waren, ließ sich erkennen, daß sie seit langer Zeit keine Hand mehr angerührt hatte –, und schließlich ein großer plumper Diwan, der fast die ganze Wand und die Hälfte der Zim-merbreite einnahm. Einst war er mit Kattun überzogen ge-wesen, jetzt aber war er zerrissen und diente Raskolnikow als Bett. Oft schlief er hier, so wie er war, unausgekleidet, ohne Bettzeug, mit seinem alten schäbigen Studentenmantel

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