Gedanke, geradezu eine Erleuchtung. Weshalb machen wir beide uns solche Sorgen? Wenn dir irgendeine Gefahr drohte oder wenn irgend etwas dahintersteckte, dann wäre das be-rechtigt. Aber was brauchst du dich darum zu kümmern? Dich geht ja die ganze Sache nichts an; so pfeif auf die Kerle; wir werden sie später schon noch auslachen, und ich an deiner Stelle würde sie obendrein noch zum Narren halten. Wie sie sich dann schämen werden! Pfeif drauf; später können wir sie ja verprügeln, aber jetzt wollen wir sie auslachen!«

»Natürlich!« antwortete Raskolnikow.

Und was wirst du morgen sagen? dachte er im stillen. Sonderbar, aber bis jetzt war ihm noch kein einziges Mal der Gedanke gekommen: Was wird Rasumichin sagen, wenn er es erfährt? Als ihm das jetzt durch den Kopf fuhr, blickte Raskolnikow seinen Freund unverwandt an. Rasumichins Be-richt über seinen Besuch bei Porfirij interessierte ihn nur sehr wenig – seither war ja so vieles unwichtig geworden, und so vieles hatte an Bedeutung gewonnen! ...

Im Korridor trafen sie mit Luschin zusammen; dieser war pünktlich um acht Uhr gekommen und hatte das Zimmer ge-sucht, so daß alle drei zusammen eintraten, doch ohne einan-der anzusehen oder zu grüßen. Die jungen Leute gingen voran, und Pjotr Petrowitsch verweilte anstandshalber noch ein wenig im Flur, während er den Mantel ablegte. Pulche-ria Alexandrowna kam sogleich heraus, um ihn an der Schwelle zu ihrem Zimmer zu empfangen. Dunja begrüßte den Bruder.

Pjotr Petrowitsch trat ein und verbeugte sich ziemlich höf-lich, wenngleich betont würdevoll vor den Damen. Übrigens sah er aus, als wäre er ein wenig verwirrt und hätte sich noch nicht wieder gefaßt. Pulcheria Alexandrowna, die eben-falls verlegen zu sein schien, ließ alle sogleich an dem run-den Tisch Platz nehmen, auf dem der Samowar brodelte. Dunja und Luschin setzten sich einander gegenüber, und Rasumichin und Raskolnikow erhielten ihre Plätze gegenüber Pulcheria Alexandrowna – Rasumichin an der Seite Luschins, Raskolnikow neben seiner Schwester.

Es trat für einen Moment Schweigen ein. Ohne Eile zog

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