davon überzeugt, daß ich selber ihn zu achten vermag. Zum Glück kann ich mich dessen noch heute mit Sicherheit verge-wissern. Und eine solche Ehe ist keine schuftige Gemeinheit, wie du behauptest! Und selbst wenn du recht hättest, wenn ich mich wirklich zu einer Gemeinheit entschlossen hätte, wäre es dann nicht grausam von dir, so zu mir zu sprechen? Wes-halb verlangst du von mir ein Heldentum, das du vielleicht selbst nicht aufbringst? Das ist Despotismus, das ist Willkür! Wenn ich jemand anderen zugrunde richtete und nicht nur mich ... aber ich habe noch niemanden ermordet ... Warum siehst du mich so an? Warum bist du so blaß? Rodja, was hast du? Rodja, Liebster! ...«

»O Gott! Jetzt hat sie es so weit gebracht, daß er ohn-mächtig wird!« rief Pulcheria Alexandrowna.

»Nein, nein ... Unsinn ... Es ist nichts ... ein kleiner Schwindelanfall. Keine Rede von einer Ohnmacht ... Was wollt ihr bloß ewig mit eurer Ohnmacht! ... Hm! Ja .. . was wollte ich nur sagen? Richtig! Wie willst du dich heute davon überzeugen, daß du ihn zu achten vermagst und daß er dich ... schätzt – nicht wahr, so hast du gesagt? Mir scheint, du hast auch gesagt: heute? Oder habe ich mich verhört?«

»Mama, zeigen Sie ihm den Brief Pjotr Petrowitschs«, er-widerte Dunjetschka.

Mit zitternden Händen reichte ihm Pulcheria Alexan-drowna den Brief. Er nahm ihn mit sichtlicher Neugier. Doch ehe er ihn öffnete, sah er unvermittelt, gleichsam erstaunt, Dunjetschka an.

»Seltsam«, sprach er langsam, als hätte ihn ein neuer Ge-danke überrascht. »Warum rege ich mich nur so auf? Warum das ganze Geschrei? Heirate, wen du willst!«

Er sagte das gleichsam in »einem lauten Selbstgespräch und starrte die Schwester eine Zeitlang an, als wäre er in Sorgen versunken.

Endlich öffnete er den Brief, noch immer mit der Miene eines betroffenen Staunens; dann begann er ihn langsam und aufmerksam zu lesen und las ihn zweimal vom Anfang bis zum Ende. Pulcheria Alexandrowna war höchst beunruhigt, aber auch die anderen warteten gespannt.

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