abscheuten, und es ist ja eigentlich auch gar kein Anlaß gege-ben, mich zu lieben. Aber denken Sie darüber, wie Sie wollen ... ich meinerseits möchte jedenfalls mit allen Mitteln den Eindruck, den Sie von mir haben, verwischen und Ihnen be-weisen, daß auch ich ein Mensch mit Herz und Gewissen bin. Ich spreche aufrichtig, mein Herr.«

Porfirij Petrowitsch hielt würdevoll inne. Raskolnikow fühlte, wie eine neue Welle von Furcht ihn übermannte. Der Gedanke, Porfirij könnte ihn für unschuldig halten, begann ihn plötzlich zu ängstigen.

»Es ist wohl kaum nötig, der Reihe nach genau zu erzäh-len, wie das damals plötzlich begonnen hat«, fuhr Porfirij Petrowitsch fort. »Ich halte es sogar für überflüssig und wäre dazu wohl auch kaum in der Lage. Denn wie sollte man so etwas ausführlich erklären? Zunächst tauchten einige Gerüchte auf. Was das für Gerüchte waren, von wem sie stammten und wann das war ... und weshalb die Sache ge-rade auf Sie hinwies – auch davon zu sprechen ist meiner Meinung nach überflüssig. Mich persönlich brachte ein Zufall auf diesen Gedanken, eine sozusagen ganz zufällige Zufällig-keit, die nun einmal da war, wie sie ebensogut auch nicht hätte dazusein brauchen. Was das war? Hm! Ich glaube, auch darüber brauche ich nicht zu reden. All das, die Gerüchte und die Zufälle, brachte mich damals auf einen ganz bestimmten Gedanken. Ich gebe das aufrichtig zu; denn wenn man schon ein Geständnis ablegt, muß man auch alles gestehen ... ich war der erste, der damals an Sie dachte. Die Notizen zum Beispiel, die die Alte auf den Pfändern vermerkt hatte, und so weiter und so weiter – das ist alles belanglos, gewiß. Derartige Dinge können hundertfach vorkommen. Ich hatte damals auch Gelegenheit, den Vorfall im Polizeirevier mit allen Einzelheiten zu erfahren – ebenfalls zufällig, mein Herr, und keineswegs nur so beiläufig, sondern von einem beson-deren, sehr zuverlässigen Gewährsmann, der diese Szene, ohne es zu wissen, erstaunlich gut schilderte. Und so fügte sich das eine zum andern, das eine zum andern, Rodion Romanytsch, mein Lieber! ... Nun, wie hätte ich da nicht eine ganz be-stimmte Richtung in meinen Überlegungen einschlagen sollen?

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