einige Minuten das Zimmer«, flüsterte Dunja erschrocken. »Wir bringen ihn ja um; das sieht man doch!«

»Ach, darf ich ihn denn wirklich nicht einmal anschauen nach diesen drei Jahren!« rief Pulcheria Alexandrowna und brach in Tränen aus.

»Halt!« gebot er ihnen von neuem. »Ihr unterbrecht mich ständig, und meine Gedanken geraten durcheinander ... Habt ihr Luschin gesehen?«

»Nein, Rodja, aber er weiß schon von unserer Ankunft. – Wir haben gehört, Rodja, daß Pjotr Petrowitsch so gütig war, dich heute zu besuchen«, fügte Pulcheria Alexandrowna einigermaßen zaghaft hinzu.

»Ja ... er war so gütig ... Dunja, ich erklärte Luschin, ich würde ihn die Treppe hinunterwerfen, und schickte ihn zum Teufel ...«

»Rodja, was redest du da! Du willst doch gewiß ... nicht sagen ...« unterbrach ihn Pulcheria Alexandrowna erschrok-ken, hielt jedoch inne, als sie Dunja anschaute.

Awdotja Romanowna wandte keinen Blick von ihrem Bru-der und wartete, was er weiter sagen würde. Nastasja hatte sie von dem Streit schon unterrichtet, soweit sie imstande ge-wesen war, dem Gespräch zu folgen und es wiederzugeben, und der Zweifel und die Ungewißheit hatten Dunja gequält.

»Dunja«, fuhr Raskolnikow mühsam fort, »ich wünsche diese Ehe nicht, und darum mußt du morgen schon, beim ersten Wort, Luschin abweisen, daß er auf Nimmerwieder-sehen verschwindet.«

»O Gott!« rief Pulcheria Alexandrowna.

»Bruder, bedenke, was du sagst!« fuhr Awdotja Roma-nowna auf, beherrschte sich jedoch gleich wieder. »Du bist jetzt vielleicht zu aufgeregt; du bist müde«, sagte sie sanft.

»Ich rede vielleicht gar im Fieber? Nein ... Du heiratest Luschin meinetwegen. Ich aber nehme dein Opfer nicht an. Und deshalb schreibe ihm morgen einen Brief ... mit der Absage ... Am Vormittag laß mich den Brief lesen, und fertig!«

»Das kann ich nicht!« rief das Mädchen beleidigt. »Mit welchem Recht ...«

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