Ihnen dieser Name nicht gefällt. – Sie sehen ja selbst, was mit Semjon Sacharowitsch geschehen ist; er liegt im Sterben. Ich bitte Sie, die Tür sofort zu schließen und niemandem zu erlauben einzutreten. Lassen Sie ihn doch wenigstens ruhig sterben! Sonst wird morgen schon, das versichere ich Ihnen, Ihr Vorgehen dem Generalgouverneur zu Ohren kommen. Der Fürst kennt mich seit meiner Mädchenzeit und erinnert sich sehr gut an Semjon Sacharowitsch, dem er oft Wohltaten er-wiesen hat. Jedermann weiß, daß Semjon Sacharowitsch viele Freunde und Gönner hatte, von denen er sich selber aus edlem Stolz abwandte, weil er sich seiner unglückseligen Schwäche bewußt war; aber jetzt hilft uns« – dabei deutete sie auf Raskolnikow – »ein großmütiger junger Mann, der über genügend Geldmittel und Beziehungen verfügt und Semjon Sacharowitsch schon seit seiner Kindheit kennt. Sie können überzeugt sein, Amalja Ludwigowna ...«

All das stieß Katerina Iwanowna außerordentlich rasch hervor, und je weiter sie kam, um so schneller sprach sie, doch mit einem Schlag unterbrach ein Hustenanfall ihre Beredsam-keit. Im selben Moment kam der Sterbende zu sich und stöhnte, und sie lief zu ihm hin. Er schlug die Augen auf; er erkannte noch niemanden und verstand nichts, sondern starrte nur den vor ihm stehenden Raskolnikow an. Marmeladow atmete schwer, tief und unregelmäßig; Blut rann ihm aus den Mundwinkeln, und der Schweiß trat ihm auf die Stirn. Da er Raskolnikow nicht erkannte, begann er unruhig um sich zu blicken. Katerina Iwanowna sah ihn traurig, aber streng an, und aus ihren Augen strömten Tränen.

»Mein Gott! Ihm ist ja die ganze Brust zerquetscht! Und wieviel Blut, wieviel Blut!« brachte sie verzweifelt hervor. »Wir müssen ihm die Oberkleider ausziehen. Dreh dich ein bißchen um, Semjon Sacharowitsch, wenn du kannst«, bat sie ihn.

Marmeladow erkannte sie.

»Einen Priester!« flehte er mit heiserer Stimme.

Katerina Iwanowna ging zum Fenster, lehnte die Stirn an den Fensterrahmen und rief verzweifelt: »Oh, dieses ver-fluchte Leben!«

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