»Wir verlangen von Ihnen gar keine intimen Geständ-nisse, sehr geehrter Herr; wir haben überhaupt nicht die Zeit dazu«, unterbrach ihn Ilja Petrowitsch grob und triumphie-rend; aber Raskolnikow gebot ihm hitzig Einhalt, wiewohl es ihm plötzlich außerordentlich schwerfiel zu sprechen.

»Aber erlauben Sie mir, erlauben Sie mir doch, wenigstens andeutungsweise zu erzählen ... wie die Sache war, und ... Meinerseits ... bin ich ja Ihrer Ansicht, daß es überflüssig ist, das zu erzählen ... doch vor einem Jahr starb dieses Mädchen an Typhus, und ich blieb in der Wohnung wie früher, und sobald die Hauswirtin in ihr heutiges Quartier übersiedelte, sagte sie mir ... und sie sagte es freundschaft-lich ... sie setze volles Vertrauen in mich und dergleichen mehr ... aber ob ich nicht bereit wäre, ihr diesen Wechsel über hundertfünfzehn Rubel auszustellen; das war der ganze Betrag, den ich ihr schuldete. Gestatten Sie: sie sagte mir nämlich, daß sie mir, sobald ich ihr diesen Schein gäbe, auch weiterhin Kredit geben würde, soviel ich nur wollte, und daß sie ihrerseits – das waren ihre eigenen Worte – niemals, niemals von diesem Papier Gebrauch machen würde, bis ich alles bezahlt hätte ... Doch siehe, jetzt, da ich meine Stunden verloren und nichts zu essen habe, will sie ihr Geld eintreiben lassen ... Was soll ich dazu sagen?«

»Alle diese gefühlvollen Einzelheiten gehen uns nichts an, geehrter Herr«, schnitt ihm Ilja Petrowitsch schroff das Wort ab. »Sie müssen Ihre Erklärung abgeben und die Verpflich-tung unterschreiben; daß Sie aber verliebt waren, und all diese tragischen Dinge kümmern uns nicht im geringsten!«

»Na, jetzt bist du schon wieder ... recht hart ...« mur-melte Nikodim Fomitsch, während er sich an seinen Tisch setzte und ebenfalls Akten zu unterzeichnen begann. Er schien sich zu schämen.

»Schreiben Sie also«, sagte der Schriftführer zu Raskolni-kow.

»Was denn?« fragte dieser mit besonderer Grobheit.

»Ich werde es Ihnen diktieren.«

Raskolnikow hatte den Eindruck, als behandelte ihn der Schriftführer nach seiner Beichte nachlässiger und gering-

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