»Und wenn wir ihn finden?«

»Geschieht ihm recht.«

»Sie sind jedenfalls sehr logisch. Aber was ist mit seinem Gewissen?«

»Was kümmert Sie das?«

»Nur so, aus Humanität, mein Herr.«

»Wer ein Gewissen hat, soll ruhig leiden, wenn er sich seines Irrtums bewußt wird. Das ist dann seine Strafe – außer der Zwangsarbeit.«

»Was ist aber mit den wirklich genialen Menschen?« fragte Rasumichin und runzelte die Stirn. »Mit jenen, denen das Recht gegeben ist, jemanden abzuschlachten, mit jenen, die nicht einmal wegen vergossenen Blutes leiden dürfen?«

»Was soll hier das Wort dürfen? Hier gibt es keine Erlaub-nis und kein Verbot. Mag er leiden, wenn sein Opfer ihn dauert ... Leiden und Schmerz sind für eine umfassende Erkenntnis und für ein tiefes Herz seit jeher unerläßlich. Mir will scheinen, als müßten die wahrhaft großen Menschen auf dieser Welt zeitlebens sehr traurig sein«, fügte er plötzlich nachdenklich und in einem ganz anderen Tone als bisher hinzu.

Er hob den Blick, sah alle gedankenvoll an und griff lächelnd nach seiner Mütze. Er war allzu ruhig im Vergleich mit jener Stimmung, in der er vorhin hereingekommen war, und er fühlte das. Alle standen auf.

»Beschimpfen Sie mich oder beschimpfen Sie mich nicht, seien Sie wütend oder nicht – ich kann mich nicht zurück-halten«, sagte Porfirij Petrowitsch abschließend. »Erlauben Sie mir noch eine einzige kurze Frage ... ich belästige Sie wirk-lich sehr! Ich wollte nur einen ganz unbedeutenden Gedanken vorbringen, einzig und allein, um ihn zu vergessen, mein Herr ...«

»Schön, bringen Sie Ihren Gedanken vor«, erwiderte Ras-kolnikow, der blaß und in ernster Erwartung vor ihm stand.

»Sehen Sie ... ich weiß wirklich nicht, wie ich mich am geschicktesten ausdrücken soll ... dieser Gedanke ist gar zu verspielt ... ein psychologischer Gedanke ... Nun also, als

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