den nackten Füßen, zerzaust, unrasiert und ungewaschen. Er sah höchst erstaunt aus.

»Nein, so etwas! Du?« rief er, während er Raskolnikow, der inzwischen eingetreten war, vom Kopf bis zu den Füßen musterte; dann verstummte er und stieß einen Pfiff aus.

»Geht es dir wirklich schon so schlecht? Du übertriffst ja sogar unsereinen an Vornehmheit«, sagte er dann und be-trachtete Raskolnikows Lumpen. »So setz dich doch, du bist sicher müde!«

Und während sich der Besucher auf den mit Wachstuch bezogenen türkischen Diwan sinken ließ, der noch schlechter war als sein eigener, erkannte Rasumichin plötzlich, daß Raskolnikow krank war.

»Aber du bist doch ernsthaft krank! Weißt du das?«

Er fühlte ihm den Puls; Raskolnikow riß seine Hand zurück.

»Laß das«, sagte er. »Ich bin gekommen ... Es handelt sich darum: ich habe keine Stunden mehr ... und da wollte ich ... übrigens brauche ich gar keine Stunden ...«

»Weißt du was, du redest ja im Fieber!« bemerkte Rasumi-chin, der ihn aufmerksam beobachtet hatte.

»Nein, ich rede nicht im Fieber ...«

Raskolnikow stand auf. Als er zu Rasumichin hinaufge-stiegen war, hatte er nicht daran gedacht, daß er dem anderen von Angesicht zu Angesicht werde gegenüberstehen müssen. Jetzt aber wußte er sofort, wußte er aus dieser Erfahrung heraus, daß er in dieser Minute am allerwenigsten fähig war, irgend jemandem auf der ganzen Welt von Angesicht zu An-gesicht gegenüberzustehen. Die Galle stieg ihm hoch. Er er-stickte beinahe vor Zorn auf sich selbst, daß er Rasumichins Schwelle überschritten hatte.

»Leb wohl!« sagte er plötzlich und wandte sich zur Tür.

»So bleib doch, bleib doch, du sonderbarer Kauz!«

»Ich brauche nichts! ...« wiederholte Raskolnikow, der seine Hand zum zweitenmal zurückzog.

»Warum zum Teufel bist du dann gekommen?! Bist du am Ende verrückt, wie? Das ist ja . . . fast beleidigend. So lasse ich dich nicht weg.«

»Ach, höre: ich kam zu dir, weil ich außer dir niemanden

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