echte Königin aus, und königlicher noch als bei den üppigsten Festen und Feiern.

»O Gott!« rief Pulcheria Alexandrowna, »hätte ich je gedacht, daß ich Angst haben könnte vor einem Wiedersehen mit meinem Sohn, mit meinem lieben, lieben Rodja, solche Angst wie jetzt? ... Ich habe Angst, Dmitrij Prokofjitsch!« fügte sie hinzu, während sie ihn zaghaft ansah.

»Fürchten Sie nichts, liebe Mama«, erwiderte Dunja und küßte sie; »glauben Sie lieber an ihn. Ich tue es.«

»Ach Gott! Auch ich glaube an ihn, doch habe ich die ganze Nacht nicht geschlafen!« rief die arme Frau.

Sie traten auf die Straße.

»Weißt du, Dunjetschka, als ich – es war bereits gegen Morgen – ein wenig einschlummerte, träumte ich plötzlich von der gottseligen Marfa Petrowna ... Sie war ganz in Weiß gekleidet ... und kam auf mich zu und nahm mich bei der Hand, während sie den Kopf schüttelte, so streng, so streng, als ob sie mich verurteilte ... Hat das etwas Gutes zu be-deuten? Ach, du lieber Himmel, Sie wissen es ja noch gar nicht, Dmitrij Prokofjitsch: Marfa Petrowna ist gestorben!«

»Nein, ich weiß wirklich nichts; was für eine Marfa Petrowna?«

»Ganz plötzlich. Und stellen Sie sich nur vor ...«

»Später, Mama!« mischte sich Dunja ein. »Er weiß ja noch gar nicht, wer Marfa Petrowna war.«

»Ach, Sie wissen das nicht? Und ich dachte, Ihnen wäre das alles bekannt. Sie müssen verzeihen, Dmitrij Prokofjitsch, zur Zeit bin ich einfach ganz durcheinander. Ich sehe Sie gewisser-maßen als unsere Vorsehung an, und darum war ich ganz überzeugt davon, daß Sie alles bereits wüßten. Ich habe das Gefühl, als gehörten Sie zur Familie ... Seien Sie nicht böse, daß ich das sage. Ach du lieber Himmel, was haben Sie denn da an der rechten Hand? Haben Sie sich verletzt?«

»Ja, ich habe mich verletzt«, murmelte Rasumichin be-glückt.

»Manchmal trage ich das Herz wirklich auf der Zunge, so daß Dunja mich zurückhalten muß ... aber mein Gott, in was für einer Kammer er wohnt! Ob er wohl schon aufge-

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