können. Hier liegt er, der Fehler, hier! Ein andermal läßt er sich von seinem allzu lebhaften Scharfsinn hinreißen, be-ginnt den Mann, der ihn verdächtigt, dumm zu machen, erblaßt gleichsam absichtlich, weil das zu seiner Rolle gehört, doch er wird zu natürlich blaß, es wirkt zu echt, und da hat er den andern auf einen neuen Gedanken gebracht. Wenn sich der auch zuerst täuschen läßt, er besinnt sich doch über Nacht, falls er nicht allzu leicht hinters Licht zu führen ist. Und so geht es auf Schritt und Tritt! Zum Beispiel: er kommt selbst zu einem; er steckt seine Nase in Sachen, nach denen man ihn gar nicht gefragt hat; er redet unablässig von Din-gen, über die er im Gegenteil lieber schweigen sollte; er führt verschiedene Allegorien an, hehehe! Schließlich kommt er selbst angelaufen und fragt: ,Warum nimmt man mich noch immer nicht fest?' Hehehe! Und das kann dem gescheite-sten Menschen passieren, einem Psychologen und Literaten! Die Natur ist ein Spiegel, gewiß, ein Spiegel, der klarste, den es gibt! Man braucht nur hineinzusehen und sich selbst zu bewundern, das ist alles! – Warum sind Sie denn so blaß geworden, Rodion Romanowitsch, ist es Ihnen am Ende hier zu schwül, soll ich vielleicht das Fenster öffnen?«

»O bitte, geben Sie sich keine Mühe«, rief Raskolnikow und lachte plötzlich laut auf. »Geben Sie sich bitte keine Mühe!«

Porfirij war wartend vor ihm stehengeblieben und lachte plötzlich genauso los wie Raskolnikow. Der brach in sei-nem Lachanfall ganz unvermittelt ab und erhob sich vom Diwan.

»Porfirij Petrowitsch!« sagte er laut und deutlich, obwohl er sich auf seinen zitternden Beinen kaum aufrecht halten konnte, »ich sehe endlich klar, daß Sie mich tatsächlich der Ermordung jener alten Frau und ihrer Schwester Lisaweta verdächtigen. Ich meinerseits erkläre Ihnen, daß mir das schon längst lästig geworden ist. Wenn Sie finden, daß Sie das Recht haben, mich von Gesetzes wegen zu verfolgen, dann verfolgen Sie mich; wenn Sie das Recht dazu haben, verhaften Sie mich. Aber ich erlaube nicht, daß man mir ins Gesicht lacht und mich quält ...«

- 437 -


Загрузка...