spricht alles nur nicht richtig aus. Sie ist sehr gut. Und er war früher Knecht auf einem Gutshof. Sie haben sieben Kinder ... und nur das Älteste stottert, die anderen sind einfach krank ... stottern aber nicht ... Doch wieso wissen Sie davon?« schloß sie erstaunt.

»Mir hat seinerzeit Ihr Vater davon erzählt ... Er er-zählte mir von Ihnen ... auch wie Sie um sechs Uhr weg-gingen und um neun zurückkamen und wie Katerina Iwanowna vor Ihrem Bett auf den Knien lag.«

Sonja wurde verlegen.

»Mir war, als hätte ich ihn heute gesehen«, flüsterte sie scheu.

»Wen?«

»Meinen Vater. Ich ging die Straße entlang, ganz bei Ihnen in der Nähe, an der Ecke, gegen zehn Uhr, und er schien vor mir herzugehen ... genauso, als wäre er es wirklich. Ich wollte schon zu Katerina Iwanowna schauen ...«

»Sie gingen ... spazieren?«

»Ja«, flüsterte Sonja tonlos; sie war abermals verlegen ge-worden und blickte zu Boden.

»Katerina Iwanowna hat Sie doch, als Ihr Vater noch lebte, öfters geschlagen?«

»Ach nein, was reden Sie da! Niemals!« rief Sonja und starrte ihn geradezu erschreckt an.

»Lieben Sie sie vielleicht?«

»Katerina Iwanowna? Aber freilich!« erwiderte Sonja gedehnt und kläglich und faltete plötzlich leiderfüllt die Hände. »Ach, Sie kennen sie ja nicht ... wenn Sie sie nur kennten! Sie ist wie ein Kind ... Ihr Verstand ist gleichsam getrübt ... vor Kummer. Und wie klug sie war ... wie großherzig ... wie gut! Sie wissen ja nichts, nichts ... Ach!«

Sonja sagte das wie in Verzweiflung, erregt und beküm-mert, und rang die Hände. Ihre blassen Wangen waren rot geworden; in ihren Augen lag ein Ausdruck von Qual. Man sah, daß vieles in ihr angerührt worden war, daß es sie drängte, etwas auszusprechen, etwas zu sagen, für jemanden einzutreten. Ein nicht zu stillendes Mitleiden, wenn man sich

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