übertrieben. Wir wollten davoneilen und Pjotr Petrowitsch suchen, damit wir wenigstens mit seiner Hilfe ... denn wir waren ja allein, ganz allein«, rief sie mit kläglicher Stimme und wußte plötzlich nicht mehr weiter, da ihr einfiel, daß es noch recht gefährlich sei, von Pjotr Petrowitsch zu sprechen, obgleich jetzt »alles vergessen und sie wieder glücklich« waren.

»Ja, ja ... natürlich ist all das ... ärgerlich«, antwortete Raskolnikow murmelnd, aber mit einer so zerstreuten, fast unaufmerksamen Miene, daß Dunjetschka ihn verblüfft ansah.

»Was wollte ich denn noch sagen?« fuhr er fort und strengte sein Gedächtnis an. »Ja: Mama und du, Dunjetschka, glaubt bitte nicht, ich hätte heute nicht als erster zu euch kom-men wollen und hätte darauf gewartet, daß ihr kämt.«

»Aber was redest du da, Rodja!« rief Pulcheria Alexan-drowna ebenfalls erstaunt.

Was hat er denn? Antwortet er uns etwa nur aus Pflicht? dachte Dunjetschka. Er schließt Frieden und bittet um Ver-zeihung, als wollte er einen Ritus zelebrieren oder eine Lek-tion aufsagen.

»Ich bin eben erst aufgewacht und wollte zu euch gehen, wurde aber wegen meines Anzuges aufgehalten; ich hatte gestern vergessen, ihr ... Nastasja ... zu sagen, daß sie dieses Blut auswasche ... erst jetzt konnte ich mich anziehen.«

»Blut? Was für Blut?« fragte Pulcheria Alexandrowna beunruhigt.

»Das war so ... Seien Sie unbesorgt, liebe Mama; das Blut kam daher, daß ich gestern, als ich noch ein wenig im Fieber hin und her taumelte, auf einen Mann stieß, der über-fahren worden war ... auf einen Beamten ...«

»Im Fieber? Aber du erinnerst dich doch an alles«, unter-brach ihn Rasumichin.

»Das ist richtig«, erwiderte Raskolnikow mit Bedacht; »ich erinnere mich an alles, an die kleinste Kleinigkeit; aber war-um ich das und jenes getan habe, dahin und dorthin gegangen bin und dies und das gesagt habe, das kann ich mir nicht mehr richtig erklären.«

»Ein höchst bekanntes Phänomen«, warf Sosimow ein.

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