Grund, in Verwirrung zu geraten! Nichts als physische Er-schöpfung! Ein Glas Bier, ein Stück Zwieback – und im nächsten Augenblick ist der Verstand wiederhergestellt, die Gedanken sind klar, die Absichten fest! O Gott, wie ekel-haft das alles ist! ... Trotz dieser abschätzigen Einstellung sah er jedoch fröhlich drein, als wäre er plötzlich von einer entsetzlichen Last befreit, und musterte die anwesenden Gäste mit freundlichen Blicken. Allerdings ahnte er auch im gleichen Augenblick dunkel, daß dieser ganze Stimmungsumschwung ebenfalls krankhaft war.

In der Schenke saßen nur noch wenige Leute. Gleich nach den beiden Betrunkenen, die ihm auf der Treppe begegnet waren, war noch eine ganze Gesellschaft, fünf Männer und ein Mädchen mit einer Ziehharmonika, gegangen. Danach wurde es ruhig und leer. Zurückgeblieben waren ein Angehei-terter, der hinter seinem Bier saß und aussah wie ein Klein-bürger; sein Gefährte, ein dicker, sehr großer Mann in kur-zem Kaftan und graubärtig, der – schon ziemlich stark an-getrunken – auf der Bank vor sich hin döste und von Zeit zu Zeit, ganz plötzlich und wie im Halbschlaf, mit den Fingern schnalzte und die Beine spreizte; und während er, ohne von der Bank aufzustehen, den Oberkörper hin und her wiegte, summte er irgendeinen Unsinn, bemüht, sich an den Text zu erinnern. Das Lied ging etwa so:

War ein Jahr lang lieb zu ihr, War ein Jahr lang lieb zu ihr ...

Und manchmal, wenn der Mann gerade wieder einmal auf-wachte, klang es geradezu beseligt:

Ging heut auf der Straße da,

Dort mein früh-res Lieb-chen sah ...

Doch niemand nahm teil an seinem Glück; sein schweigen-der Gefährte betrachtete alle diese Ausbrüche geradezu feind-selig und mit Mißtrauen.

Schließlich war noch ein dritter Mann da, dem Aussehen nach ein Beamter im Ruhestand. Er saß allein vor seiner kleinen Schnapsflasche, nahm von Zeit zu Zeit einen Schluck und blickte sich im Kreise um. Auch er schien erregt zu sein.

- 16 -


Загрузка...