mehr zu sehen. Rasumichin spuckte aus und ging mit raschen Schritten zum Kristallpalast zurück, um unverzüglich Same-tow auszufragen.

Raskolnikow ging geradeaus weiter, kam auf die N.-Brücke, blieb in der Mitte stehen, stützte sich mit beiden Ell-bogen auf das Geländer und schaute in die Ferne. Nachdem er sich von Rasumichin getrennt hatte, hatte ihn eine solche Schwäche befallen, daß er kaum bis hierhergelangt war. Er hatte Lust, sich irgendwo auf der Straße hinzusetzen oder nie-derzulegen. Über das Wasser gebeugt, blickte er mechanisch auf den letzten rosenfarbenen Widerschein des Sonnenunter-ganges, auf die Häuserzeile, die in der dichter werdenden Dämmerung dunkel hervortrat, auf ein fernes Dachfen-sterchen irgendwo am linken Kai, das funkelte, als wäre es vom letzten Sonnenstrahl, der es für einen Augenblick ge-troffen hatte, in Flammen gesetzt worden, und auf das schwarze Wasser des Kanals; das Wasser schien seine ganze Aufmerksamkeit gefangenzunehmen. Schließlich drehten sich vor seinen Augen rote Kreise, die Häuser wichen zurück, die Passanten, die Kais, die Equipagen – alles begann sich zu drehen und rings im Kreise zu tanzen. Plötzlich schrak er zu-sammen, vor einer neuen Ohnmacht vielleicht nur durch die-sen schrecklichen, abscheulichen Anblick gerettet. Er spürte, wie jemand rechts neben ihn trat; er sah auf und erblickte eine Frau, groß, ein Tuch auf dem Kopf, mit einem gelben, länglichen, versoffenen Gesicht und mit rötlichen, tiefliegen-den Augen. Sie blickte ihn starr an, sah jedoch offenbar nichts und konnte niemanden erkennen. Plötzlich stützte sie sich mit der Rechten auf das Geländer, hob das rechte Bein und schwang es über das Gitter, dann das linke, und so stürzte sie sich in den Kanal. Das schmutzige Wasser spritzte auf und verschlang für einen Augenblick das Opfer, doch nach einer Minute tauchte sie wieder auf, und die Strömung trieb sie langsam ab; Kopf und Beine waren unter Wasser, nur der Rücken ragte heraus; ihr Rock hatte sich zurückgeschlagen und über dem Wasser aufgebauscht wie ein Kissen.

»Sie ist ins Wasser gesprungen! Sie ist ins Wasser gesprun-gen!« schrien Dutzende von Stimmen; Leute liefen zusammen;

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