»Hinter der Tür? Hinter der Tür lagen sie? Hinter der Tür?« rief Raskolnikow plötzlich, blickte mit trüben, er-schreckten Augen zu Rasumichin hin und richtete sich halb auf, indem er sich mit dem Arm aufstützte.

»Ja ... und? Was hast du denn? was willst du?« Auch Rasumichin hatte sich ein wenig von seinem Platz erhoben.

»Ach, nichts! ...« antwortete Raskolnikow leise, sank zu-rück auf das Kissen und drehte sich abermals zur Wand. Alle schwiegen eine Weile.

»Er hat wohl geschlummert und sprach halb im Schlaf«, sagte Rasumichin schließlich und sah Sosimow fragend an; der schüttelte verstohlen den Kopf.

»Also erzähl weiter«, sagte Sosimow. »Was gab es dann?«

»Was es dann gab? Sobald er die Ohrringe sah, vergaß er Wohnung und Mitka, nahm seine Mütze und lief zu Dusch-kin, von dem er, wie bekannt, einen Rubel erhielt und dem er vorlog, er hätte die Ohrringe auf dem Gehsteig gefun-den; und dann begann er zu bummeln. Was aber den Mord betrifft, so behauptet er nach wie vor: ,Ich weiß von nichts; ich weiß überhaupt nichts, ich habe erst am dritten Tag davon gehört.' – ,Und warum hast du dich bis jetzt nicht gemeldet?' – ,Aus Angst.' – ,Und weshalb hast du dich auf-hängen wollen?' – ,Weil ich mir etwas dachte.' – ,Was dach-test du?' – ,Daß man mich einsperren würde.' – Da hast du die ganze Geschichte. Und was, meinst du, haben sie daraus gefolgert?«

»Was soll ich meinen? Es ist wenigstens irgendeine Spur, eine Tatsache. Man kann deinen Anstreicher nicht auf freien Fuß setzen!«

»Sie bezichtigen ihn jetzt aber einfach des Mordes! Sie zweifeln gar nicht mehr daran ...«

»Du übertreibst; du steigerst dich da hinein. Und die Ohrringe? Du mußt doch selbst zugeben: wenn an demselben Tag und zur selben Stunde Ohrringe aus der Truhe der Alten in Nikolajs Besitz kommen, dann müssen sie auf irgendeine Weise in seine Hände geraten sein. Und das be-deutet nicht wenig bei einer solchen Untersuchung.«

»Wie sie in seinen Besitz gekommen sind!? Wie?« schrie Ra-

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