gehörte Lisaweta. Ich habe mit Lisaweta getauscht; sie gab mir ihr Kreuz, und ich gab ihr mein Heiligenbildchen. Jetzt will ich das Kreuz Lisawetas tragen, und das da soll dir ge-hören. Nimm es ... es ist ja mein Kreuz! Es ist meines!« flehte sie. »Wir werden miteinander leiden, und so wollen wir auch miteinander das Kreuz tragen! ...«

»Gib her!« sagte Raskolnikow. Er wollte sie nicht kränken. Doch sofort zog er die Hand, die er nach dem Kreuz ausge-streckt hatte, wieder zurück.

»Nicht jetzt, Sonja ... lieber später«, setzte er hinzu, um sie zu beruhigen.

»Ja, ja, das ist besser, besser«, stimmte sie ihm leidenschaft-lich zu. »Wenn du deinen Leidensweg antrittst, wirst du das Kreuz nehmen. Komm dann zu mir, ich will es dir um den Hals hängen; dann wollen wir beten und gehen.«

In diesem Augenblick klopfte jemand dreimal an die Tür.

»Sofja Semjonowna, darf ich eintreten?« fragte eine be-kannte höfliche Stimme.

Sonja eilte erschrocken zur Tür. Das Gesicht des blonden Herrn Lebesjatnikow schaute ins Zimmer.

5

Lebesjatnikow sah recht aufgeregt aus.

»Entschuldigen Sie, daß ich zu Ihnen komme, Sofja Semjo-nowna ... Ich wußte ja, daß ich Sie hier treffen würde«, wandte er sich dann unvermittelt an Raskolnikow; »das heißt, ich wußte nichts ... nichts dergleichen ... aber ich dachte mir eben ... Katerina Iwanowna ist verrückt geworden«, sagte er darauf zu Sonja, indem er Raskolnikow keine weitere Beachtung schenkte.

Sonja schrie auf.

»Das heißt, es scheint wenigstens so. Übrigens ... keiner weiß, was wir mit ihr anfangen sollen, das ist es! Sie kam zurück, offenbar hat man sie irgendwo hinausgeworfen, viel-leicht auch geschlagen ... wenigstens hat es den Anschein ... Sie lief zu Semjon Sacharytschs Vorgesetztem; sie traf ihn

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