»Vor welchem Mädchen, Mama?«

»Vor dieser Sofja Semjonowna, die eben gekommen ist ...«

»Weshalb nur?«

»Mir schwant da etwas, Dunja. Ob du mir glaubst oder nicht, im selben Augenblick, als sie eintrat, dachte ich, daß hier die Hauptursache liegt ...»

»Gar nichts liegt!« rief Dunja ärgerlich. »Was Sie nur im-mer mit Ihren Ahnungen haben, Mama! Er kennt sie doch erst seit gestern; und als sie heute kam, wußte er zuerst gar nicht, wer sie war.«

»Nun, du wirst schon sehen! Ich bin in Unruhe ihretwegen; du wirst sehen, du wirst sehen! Und wie erschrocken sie war: sie sah mich an, sah mich immer an, mit solchen Augen, und sie hielt es kaum auf ihrem Stuhl aus, als er sie vorstellte, er-innerst du dich? Und eins finde ich besonders merkwürdig: Pjotr Petrowitsch schreibt solche Dinge über sie, und Rodja stellt sie uns vor, noch dazu dir! Sie muß ihm also viel be-deuten!«

»Pjotr Petrowitsch schreibt viele Dinge. Auch über uns hat man geklatscht und geschrieben; haben Sie das schon ver-gessen? Ich bin überzeugt, daß sie ein guter Mensch ist und daß alles andere Unsinn ist!«

»Gebe es Gott!«

»Pjotr Petrowitsch ist ein elender Schwätzer«, schnitt Du-njetschka ihr plötzlich das Wort ab.

Pulcheria Alexandrowna zuckte geradezu zusammen und erwiderte nichts mehr.

»Weißt du, ich habe folgendes Anliegen an dich ...« be-gann Raskolnikow, während er Rasumichin zum Fenster führte.

»Ich werde also Jekaterina Iwanowna bestellen, daß Sie kommen ...« sagte Sonja rasch und verbeugte sich, um sich zu verabschieden.

»Gleich, Sofja Semjonowna; wir haben keine Geheimnisse zu bereden, Sie stören uns nicht ... ich habe Ihnen dann noch kurz etwas ... Höre also«, wandte er sich wieder, indem er sich mitten im Satz unterbrach, an Rasumichin, »du kennst

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