die Geschichte von dem Studenten und seinem gebrechlichen Vater erzählt, ferner, daß Rodja Brandwunden erlitten hatte und sogar krank geworden war, als er im vergangenen Jahr zwei kleine Kinder vor dem Feuertode gerettet hatte. Beide Geschichten versetzten die ohnedies schon wirre Pulcheria Alexandrowna fast in Verzückung. Unablässig redete sie da-von; ja, sie erzählte sogar wildfremden Leuten auf der Straße davon, obgleich Dunja sie ständig begleitete. Wenn sie in öffent-lichen Verkehrsmitteln oder in Kaufläden nur irgendeinen Zu-hörer fand, brachte sie die Rede sofort auf ihren Sohn, auf dessen Artikel, darauf, wie er einem Studenten geholfen und bei einer Feuersbrunst Brandwunden erlitten hatte, und der-gleichen mehr. Dunjetschka wußte nicht mehr, wie sie sie zu-rückhalten sollte. Abgesehen davon, daß diese verzückte krankhafte Stimmung ihr gefährlich werden konnte, war stets auch die Möglichkeit gegeben, daß sich jemand an den Prozeß und an den Namen Raskolnikow erinnerte und die Sprache darauf brachte. Pulcheria Alexandrowna fand sogar heraus, wo die Mutter der beiden aus den Flammen geretteten Kinder wohnte, und wollte sie unbedingt aufsuchen. Schließlich überstieg ihre Unruhe jedes Maß. Manchmal begann sie plötz-lich zu weinen, und sie war oft krank und sprach im Fieber. Eines Morgens erklärte sie mit Bestimmtheit, nach ihrer Be-rechnung müsse Rodja bald zurückkommen; denn sie erinnere sich, daß er ihr beim Abschied selbst gesagt habe, sie solle ihn nach neun Monaten erwarten. Sie fing an, in der Wohnung alles aufzuräumen und für das Wiedersehen vorzubereiten; sie richtete das für ihn bestimmte Zimmer her – ihr eigenes –, sie reinigte die Möbel, wusch alles, hängte neue Gardinen auf und so weiter. Dunja war sehr besorgt, schwieg jedoch und half ihr, das Zimmer für den Empfang des Bru-ders herzurichten. Nach einem unruhigen Tag, den Pulcheria Alexandrowna unter endlosen wirren Reden in freudigen Träumen und unter Tränen verbracht hatte, erkrankte sie in der Nacht; am Morgen hatte sie schon hohes Fieber und phantasierte. Ein Nervenfieber war ausgebrochen. Zwei Wochen darauf starb sie. In ihren Fieberphantasien ent-schlüpften ihr Worte, denen man entnehmen konnte, daß sie

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