»Das kenne ich schon auswendig! Bring die Suppe und bring auch Tee!«

»Gleich.«

Raskolnikow betrachtete das alles mit tiefem Staunen und mit stumpfer, sinnloser Angst. Er beschloß, zu schweigen und abzuwarten, was weiter geschehen werde. Offenbar phanta-siere ich nicht mehr, dachte er; offenbar ist das alles Wirk-lichkeit ...

Nach zwei Minuten kam Nastasja mit der Suppe zurück und erklärte, der Tee werde gleich fertig sein. Zu der Suppe brachte sie zwei Löffel, zwei Teller und alles, was dazuge-hörte: das Salzfaß, ein Pfefferfäßchen, Senf für das Rind-fleisch und alles übrige, was es in solcher Ordnung schon lange nicht mehr gegeben hatte. Das Tischtuch war sauber.

»Es wäre nicht schlecht, Nastasjuschka, wenn Praskowja Pawlowna zwei Flaschen Bier spendierte. Wir möchten gern trinken.«

»Na, das auch noch!« murrte Nastasja und ging, den Auf-trag auszuführen.

Wirr und mit Anspannung beobachtete Raskolnikow die weitere Entwicklung der Dinge. Indes hatte sich Rasumichin plump wie ein Bär zu ihm auf den Diwan gesetzt. Er nahm mit der linken Hand den Kopf des Freundes, obwohl Raskol-nikow ihn selbst heben konnte, und führte ihm mit der Rech-ten einen Löffel Suppe an die Lippen, nachdem er mehrere Male daraufgeblasen hatte, damit Raskolnikow sich nicht den Mund verbrenne. Die Suppe war kaum noch warm. Gierig schluckte Raskolnikow, dann nahm er ein zweitesmal, ein drittesmal einen Löffel voll. Doch nachdem Rasumichin ihm einige Löffel eingeflößt hatte, hielt er plötzlich inne und erklärte, der weiteren Löffel wegen müsse er Sosimow zu Rate ziehen.

Nastasja kam mit den zwei Flaschen Bier.

»Willst du Tee?«

»Ja, gern.«

»Dann rasch her mit dem Tee, Nastasja; denn was Tee betrifft, so brauchen wir dazu die medizinische Fakultät wohl nicht. Da ist ja auch das Bier!« Er setzte sich wieder auf seinen

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