»Eines wundert mich«, sagte er schließlich nach einigem Nachdenken und gab der Mutter den Brief zurück, doch ohne seine Worte direkt an einen der Anwesenden zu richten, »er betreibt doch Geschäfte, er ist Anwalt, und selbst im Re-den ... hat er ... einen gewissen Schwung; und dabei schreibt er so ungebildet.«

Alle fuhren auf; das hatten sie am wenigsten erwartet.

»Aber diese Leute schreiben doch immer so«, entgegnete Rasumichin kurz angebunden.

»Hast du den Brief denn gelesen?«

»Ja.«

»Wir haben den Brief hergezeigt, Rodja ... Wir haben uns vorhin beraten«, wandte Pulcheria Alexandrowna verle-gen ein.

»Es ist eigentlich ein unverfälschter Gerichtsstil«, fiel ihr Rasumichin ins Wort. »Gerichtliche Bescheide werden heute noch so abgefaßt.«

»Gerichtliche Bescheide? Ja, es ist ein gerichtlicher, sach-licher Stil ... Nicht gerade sehr ungebildet, aber auch nicht sehr literarisch; eben sachlich!«

»Pjotr Petrowitsch macht ja gar kein Hehl daraus, daß er fast kein Geld hatte, um zu studieren, und rühmt sich dessen sogar, daß er sich seinen Weg aus eigenen Kräften gebahnt hat«, bemerkte Awdotja Romanowna, ein wenig beleidigt durch den neuen Ton ihres Bruders.

»Nun ja, wenn er sich dessen rühmt, hat er wohl auch Grund dazu – ich will das nicht abstreiten. Du scheinst beleidigt zu sein, Schwester, weil ich dem ganzen Brief nichts weiter entnommen habe als den Anlaß zu einer so frivolen Bemerkung, und du glaubst, daß ich absichtlich von solchen Kleinigkeiten rede, um dir, weil ich mich ärgere, zu wider-sprechen. Im Gegenteil; anläßlich des Stils ist mir eine im vorliegenden Fall keineswegs überflüssige Bemerkung einge-fallen. In dem Brief kommt die Wendung vor: ,Die Folgen hätten Sie sich selber zuzuschreiben.' Das ist sehr deutlich und unmißverständlich gesagt und enthält außerdem die Drohung, daß er sofort gehen würde, wenn ich käme. Diese Drohung ist gleichbedeutend mit der Drohung, euch beide

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