»Aber nein!« rief Sametow in offenkundiger Verwirrung. »Sie haben mich wohl nur deshalb so erschreckt, um mich da-hin zu bringen?«

»Sie glauben es also nicht? Und worüber haben Sie damals gesprochen, nachdem ich Ihre Kanzlei verlassen hatte? Und weshalb hat mich Leutnant Schießpulver nach meiner Ohn-macht verhört? He du«, rief er dem Kellner zu, während er aufstand und seine Mütze nahm, »wieviel macht es?«

»Alles in allem dreißig Kopeken, mein Herr«, antwortete der Kellner, der herbeigeeilt war.

»Da hast du noch zwanzig Kopeken Trinkgeld. Sehen Sie nur, wieviel ich da habe!« Und er hielt Sametow die zitternde Hand mit den Banknoten hin. »Rote Scheine, blaue Scheine, fünfundzwanzig Rubel. Woher ich die wohl habe? Und wo-her kommt der neue Anzug? Sie wissen ja, daß ich keine ein-zige Kopeke besaß! Sie haben doch sicher auch die Hauswirtin befragt ... Na, Schluß! Assez causé! Auf Wiedersehen ... Auf fröhliches Wiedersehen!«

Er ging weg. Eine wilde, hysterische Empfindung, die zur Hälfte indes auch unerträglicher Genuß war, ließ ihn am gan-zen Körper erzittern; sonst aber war er düster gestimmt und furchtbar müde. Sein Gesicht war verzerrt wie nach irgendeinem Anfall. Seine Müdigkeit wurde rasch stärker. Seine Kräfte konnten wohl plötzlich erwachen und beim ersten Anstoß, bei der ersten aufreizenden Empfindung auf-leben, aber sie ermatteten ebenso rasch wieder, je schwächer der Reiz wurde.

Sametow, der allein geblieben war, saß noch lange nach-denklich an seinem Platz. Raskolnikow hatte ihm unversehens alle Zweifel über einen gewissen Punkt genommen und seine Ansicht endgültig bestätigt.

Ilja Petrowitsch ist ein Schwätzer! fand er schließlich.

Kaum hatte Raskolnikow die Tür zur Straße geöffnet, als er auf der Treppe mit dem gerade eintretenden Rasu-michin zusammenstieß. Beide hatten einander nicht einmal auf einen Schritt Entfernung bemerkt, und so rannten sie fast mit den Köpfen zusammen. Einige Zeit maßen sie ein-ander mit dem Blick. Rasumichin war aufs höchste erstaunt,

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