Staunend und mit gerunzelter Stirn musterte der Haus-knecht Raskolnikow.

»Wer sind Sie denn?« fragte er grob.

»Ich bin Rodion Romanytsch Raskolnikow, ehemaliger Student, und lebe im Hause Schul, dort in der Gasse, nicht weit von hier, in Wohnung Nr. 14. Du brauchst nur den Haus-knecht zu fragen ... Er kennt mich.« Raskolnikow sagte das alles in eigentümlich trägem Ton, beinahe nachdenklich, ohne sich umzuwenden, und blickte dabei unverwandt auf die dunkel gewordene Straße.

»Und warum sind Sie in die Wohnung gegangen?«

»Sie anzusehen.«

»Was gibt es denn dort zu sehen?«

»Man sollte ihn packen und aufs Revier führen!« mischte sich plötzlich der Kleinbürger ein und verstummte wieder.

Raskolnikow sah ihn über die Schulter an, betrachtete ihn aufmerksam und sagte dann ebenso leise und träge: »Gehen wir!«

»Führt ihn nur hin!« rief der Kleinbürger, der inzwischen Mut gefaßt hatte. »Warum hat er danach gefragt, was hat er im Sinn, he?«

»Besoffen ist er anscheinend nicht. Der liebe Gott mag wissen, was mit ihm los ist«, murmelte der Arbeiter.

»Was wollen Sie?« rief der Hausknecht abermals und be-gann jetzt ernstlich zornig zu werden. »Was gibst du denn keine Ruhe?«

»Du hast wohl Angst, mit aufs Revier zu kommen?« fragte Raskolnikow höhnisch.

»Warum Angst? Was willst du eigentlich?«

»So ein Spitzbube!« rief die Frau.

»Warum lange mit ihm reden!« schrie der zweite Haus-knecht, ein Riese von einem Mann, in weit geöffnetem Wams, den Schlüsselbund am Gürtel. »Scher dich weg! ... du Spitz-bube, du ... Marsch!«

Er packte Raskolnikow an der Schulter und schleuderte ihn auf die Straße. Raskolnikow überschlug sich beinahe, stürzte aber nicht, sondern richtete sich auf, betrachtete schweigend alle die Zuschauer und ging weiter.

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