Ja, ja, natürlich! Was willst du mehr ... Einfälle hat dieser Schwätzer ... Ach ja, und dann dieses Lied:

In Mittagsglut, im daghestanschen Tale ...

Oh, wie ich das geliebt habe ... abgöttisch habe ich diese Romanze geliebt ... Weißt du, Poljetschka, dein Vater ... pflegte sie noch als Bräutigam zu singen ... Oh, jene Tage! ... Dieses Lied sollten wir singen, gerade das! Aber wie ging es nur, wie ging es nur ... ich habe es vergessen ... Helft mir doch, wie ging es bloß?«

Sie war außerordentlich erregt und wollte sich aufrichten. Endlich begann sie mit einer schrecklichen, heiseren, brüchigen Stimme zu singen, wobei sie bei jedem Wort aufschrie und keuchte und ihre Angst immer mehr zunahm:

»In Mittagsglut . . . im daghestanschen ... Tale!... Die Brust vom Blei durchbohrt! ...

Euer Exzellenz!« heulte sie plötzlich herzzerreißend und brach in Tränen aus, »beschützen Sie die Waisen! Sie haben doch die Gastfreundschaft des gottseligen Semjon Sacharytsch genossen! ... Eines Aristokraten, wie man sagen kann! ... Ach!« Sie erschauerte, kam zur Besinnung und sah alle mit Entsetzen an; sogleich erkannte sie Sonja. »Sonja, Sonja!« sagte sie sanft und zärtlich, gleichsam verwundert darüber, sie vor sich zu sehen. »Sonja, Liebe, auch du bist hier?«

Man richtete sie wieder auf.

»Schluß! ... Es ist Zeit! ... Leb wohl, mein Armes! ... Die Mähre ist zuschanden gefahren! ... Hat sich das Kreuz gebrochen! ...« rief sie verzweifelt und haßerfüllt, und ihr Kopf fiel auf das Kissen zurück.

Sie war abermals bewußtlos geworden, doch diese letzte Bewußtlosigkeit dauerte nicht lange. Ihr fahles, abgezehrtes Gesicht neigte sich nach hinten; der Mund öffnete sich; ihre Beine streckten sich wie in einem Krampf. Sie seufzte tief auf und starb.

Sonja warf sich über die Leiche, umfing sie mit den Armen, preßte den Kopf an die dürre Brust der Toten und blieb in dieser Haltung liegen. Poljetschka stürzte zu der Mutter,

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