»Der Herr hat schon beim Unterschreiben kaum die Feder halten können«, erklärte der Schriftführer, während er sich wieder an seinen Platz setzte und neuerlich seine Akten zu studieren begann.

»Sind Sie schon lange krank?« rief Ilja Petrowitsch von seinem Tisch aus und blätterte ebenfalls in den Akten. Natür-lich hatte auch er den Kranken betrachtet, während dieser nicht bei Bewußtsein gewesen war; doch sobald Raskolnikow wieder zur Besinnung kam, hatte sich Ilja Petrowitsch sofort an seinen Platz zurückbegeben.

»Seit gestern ...« murmelte Raskolnikow.

»Und sind Sie gestern aus dem Haus gegangen?«

»Ja.«

»Trotz Ihrer Krankheit?«

»Ja.«

»Um wieviel Uhr?«

»Gegen acht Uhr abends.«

»Und wohin, wenn ich fragen darf?«

»Auf die Straße.«

»Das ist kurz und bündig.«

Raskolnikow hatte schroff und knapp geantwortet; er war weiß wie ein Leintuch und schlug die schwarzen, entzündeten Augen vor dem Blick Ilja Petrowitschs nicht nieder.

»Der Mann kann sich ja kaum auf den Beinen halten, und du ...« warf Nikodim Fomitsch ein.

»Macht nichts!« antwortete Ilja Petrowitsch in eigen-artigem Tonfall. Nikodim Fomitsch wollte noch etwas ent-gegnen, doch dann sah er zu dem Schriftführer hin, der ihn ebenfalls ganz starr anblickte, und schwieg. Alle waren plötz-lich verstummt. Es war seltsam.

»Nun schön, mein Herr«, sagte Ilja Petrowitsch plötzlich. »Wir wollen Sie nicht länger aufhalten.«

Raskolnikow verließ das Zimmer. Er konnte beim Weg-gehen noch hören, wie sich plötzlich wieder ein lebhaftes Ge-spräch entspann, in dem am deutlichsten die fragende Stimme Nikodim Fomitschs zu vernehmen war ... Auf der Straße kam er völlig zu sich.

Eine Haussuchung, eine Haussuchung ... gleich werden sie

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