Dunja aber war ihm einfach unentbehrlich; auf sie zu ver-zichten war für ihn undenkbar. Schon seit langer Zeit, seit einigen Jahren, träumte er voll Wonne von einer Heirat, hatte aber immer nur Geld gescheffelt und gewartet. Berauscht träumte er in seinem tiefsten Innern von einem ehrbaren, armen – unbedingt einem armen! –, sehr jungen, sehr hüb-schen, vornehmen und gebildeten Mädchen, das sehr ver-ängstigt war, außerordentlich viel Unglück hatte erdulden müssen und sich vor ihm völlig beugte, von einem Mädchen, das ihn das ganze Leben lang für den Retter gehalten, ihn voll Ehrfurcht angebetet und sich ihm und nur ihm allein staunend unterworfen hätte. Wie viele Szenen, wie viele wollüstige Episoden schuf er in seiner Phantasie über dieses bezaubernde, verführerische Thema, wenn er in der Stille von seinen Geschäften ausruhte! Und siehe da, der Traum so vieler Jahre war fast schon in Erfüllung gegangen: die Schön-heit und Anmut Awdotja Romanownas hatten tiefen Ein-druck auf ihn gemacht; ihre hilflose Lage spornte ihn bis aufs äußerste an. Hier war sogar noch mehr geboten, als er er-träumt hatte ... ein Mädchen hatte seinen Weg gekreuzt, stolz, charaktervoll, tugendhaft, an Erziehung und geistiger Entwicklung ihm überlegen – er fühlte das –, und ein solches Wesen würde ihm das ganze Leben lang für seine heldenhafte Leistung in sklavischer Dankbarkeit ergeben sein und in Andacht vor ihm ersterben, während er grenzenlos und un-beschränkt seine Herrschaft über sie ausüben konnte! ...Als müßte es so sein, hatte er kurz vorher nach langem Erwägen und Warten endlich beschlossen, seiner Laufbahn eine neue Richtung zu geben und sich einem größeren Wirkungskreis zuzuwenden, um damit allmählich auch in die höhere Ge-sellschaft aufzusteigen, was ihm schon lange als Erfüllung seiner sehnlichsten Wünsche vorschwebte ... Mit einem Wort, er hatte beschlossen, es mit Petersburg zu versuchen. Er wußte, daß man durch Frauen viel, sehr viel erreichen kann. Der Zauber einer so herrlichen, tugendhaften und gebildeten Frau mußte seinen Weg wunderbar ebnen, mußte ihm Leute gewogen machen, ihn mit einem Glorienschein umgeben ... und jetzt, jetzt war alles vorbei! Der unerwartete, häßliche

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