dahin bringen, daß er nicht käme ... weil er so reizbar ist ... Ich verstehe überhaupt nichts von all dem; was für ein Trun-kenbold ist denn da gestorben und was ist das für eine Toch-ter und wie konnte er dieser Tochter das letzte Geld geben ... das ich ...«

»Das Sie mit solcher Mühe aufgebracht haben, Mama«, er-gänzte Awdotja Romanowna.

»Er war nicht ganz bei Verstand«, meinte Rasumichin nachdenklich. »Wenn Sie wüßten, was er gestern in einem Gasthaus gemacht hat, obgleich es klug war ... hm! Aber über einen Verstorbenen und über irgendein Mädchen hat er tatsächlich gesprochen, als ich ihn nach Hause brachte, doch habe ich kein Wort davon verstanden ... Übrigens war ich gestern selber ...«

»Am besten, wir gehen zu ihm, Mama; ich versichere Ihnen, daß wir dort gleich sehen werden, was wir tun können. Und außerdem ist es schon Zeit – o Gott! Elf Uhr!« rief Dunja, nachdem sie auf die prächtige emaillierte Uhr geschaut hatte, die an einer zarten venezianischen Kette an ihrem Hals hing und in schreiendem Gegensatz zu der sonstigen dürftigen Kleidung des Mädchens stand.

Ein Geschenk ihres Verlobten, dachte Rasumichin.

»Ach, es ist Zeit! ... Es ist Zeit, Dunjetschka, es ist Zeit!« pflichtete ihr Pulcheria Alexandrowna in unruhiger Geschäf-tigkeit bei. »Er glaubt sonst noch, wir wären ihm wegen ge-stern böse, weil wir so lange nicht kommen. Ach, du lieber Gott!«

Bei diesen Worten warf sie hastig ihre Mantille über die Schultern und setzte sich den Hut auf. Auch Dunjetschka zog sich an. Ihre Handschuhe waren nicht nur abgetragen, sondern hatten auch Löcher, was Rasumichin bemerkte; in-des verlieh die offenkundige Armut, mit der die beiden Da-men gekleidet waren, ihnen eine Art besondere Würde, was immer bei jenen Menschen der Fall ist, die armselige Klei-dung mit Anstand zu tragen wissen. Voll andächtiger Ver-ehrung blickte er Dunjetschka an und war stolz, daß er sie begleiten durfte. Jene Königin, dachte er, die im Kerker ihre Strümpfe stopfte, sah in dem Augenblick bestimmt wie eine

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