er irgendwie doch; er blickte fragend auf und wußte nicht, worauf der andere hinauswollte.

»Ich spreche von diesen kurzgeschorenen Mädchen«, fuhr der zum Schwatzen aufgelegte Ilja Petrowitsch fort. »Ich nenne sie für mich Hebammen und finde, daß diese Bezeich-nung vorzüglich paßt. Hehe! Da drängen sie sich in die Aka-demie und treiben Anatomiestudien, aber sagen Sie mir bitte: wenn ich einmal krank werden sollte, würde ich da ein Mäd-chen rufen, um mich behandeln zu lassen?«

Ilja Petrowitsch lachte, sehr zufrieden mit seiner witzigen Bemerkung.

»Nehmen wir an, das alles geschehe aus einem unstillbaren Wissensdrang; aber wenn man einmal Wissen erworben hat, dann soll man es dabei bewenden lassen. Wozu Mißbrauch treiben? Wozu vornehme Leute beleidigen, wie dieser Tauge-nichts Sametow es tut? Weshalb hat er mich beleidigt? Sagen Sie mir das! Und wie die Selbstmorde jetzt überhand nehmen - das können Sie sich gar nicht vorstellen! Alle diese Men-schen verjubeln ihr letztes Geld und bringen sich dann um. Junge Mädchen, Knaben, alte Leute ... Erst heute morgen ist uns zum Beispiel ein neuer Selbstmord gemeldet worden; es handelt sich dabei um einen Herrn, der erst seit kurzem in Petersburg wohnt. Nil Pawlytsch, he, Nil Pawlytsch! Wie hieß er doch bloß, dieser Gentleman, der sich heute früh auf der Petersburger Seite erschossen hat?«

»Swidrigailow«, antwortete jemand aus dem anderen Zim-mer mit heiserer, teilnahmsloser Stimme.

Raskolnikow fuhr zusammen.

»Swidrigailow? Swidrigailow hat sich erschossen?« rief er.

»Wie! Kannten Sie ihn?«

»Ja ... ich kannte ihn ... er war erst vor kurzem hier eingetroffen ...«

»Ganz richtig, er wohnte noch nicht lange hier; er hatte gerade seine Frau verloren. Er war ein Mensch von lieder-lichem Lebenswandel, und plötzlich erschoß er sich, noch dazu auf eine so skandalöse Weise, daß man es sich nicht vorstellen kann ... In seinem Notizbuch hat er ein paar Worte hinter-lassen, er gehe bei vollem Verstand in den Tod und bitte, nie-

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