»Ich verstehe nicht ...« flüsterte Sonja.

»Später wirst du verstehen. Hast du denn nicht das gleiche getan? Auch du hast dich vergangen ... hast es über dich gebracht, dich zu vergehen. Du hast Hand an dich gelegt, du hast ein Leben vernichtet ... dein Leben – aber das gilt gleich! Du hättest ein Leben im Geist und in der Klarheit führen können und endest auf dem Heumarkt ... Aber du wirst dieses Leben nicht durchhalten können; und wenn du allein bleibst, wirst du verrückt wie ich. Du bist jetzt schon wie wahnsinnig; folglich müssen wir miteinander gehen, auf derselben Straße! Komm!«

»Wozu? Wozu das alles!« stieß Sonja hervor, von seinen Worten zutiefst getroffen und erregt.

»Wozu? Weil es so nicht bleiben darf – das ist der Grund! Wir müssen doch endlich ernsthaft und klar nachdenken und dürfen nicht wie Kinder jammern und schreien, daß Gott es nicht zulassen könne! Was wird denn geschehen, wenn man dich morgen wirklich ins Krankenhaus bringt? Katerina Iwanowna ist nicht bei vollem Verstand und ist schwindsüchtig; sie wird bald sterben, und was wird dann aus den Kindern? Wird Poljetschka etwa nicht untergehen? Hast du denn hier nicht an den Straßenecken die Kinder gesehen, die von ihren Müttern ausgeschickt werden, um betteln zu ge-hen? Ich habe mich erkundigt, wo und in welchen Ver-hältnissen diese Mütter leben. Dort können die Kinder nicht Kinder bleiben. Da ist ein Siebenjähriger schon lasterhaft und ein Dieb. Und die Kinder sind doch das Ebenbild Christi: ihrer ist das Himmelreich. Er hat geboten, sie zu behüten und zu lieben; sie sind das künftige Menschengeschlecht ...«

»Was soll ich denn tun, was?« rief Sonja immer wieder unter hysterischem Weinen und rang die Hände.

»Was du tun sollst? Alles, was zerbrochen werden muß, zerbrechen, ein für allemal, sonst nichts – und dein Leid auf dich nehmen! Du verstehst mich nicht? Später wirst du mich verstehen ... Freiheit und Macht, vor allem Macht! Über jegliche zitternde Kreatur, über den ganzen Ameisen-haufen! ... das ist das Ziel! Das mußt du verstehen! Das ist mein Abschiedswort an dich! Vielleicht spreche ich zum

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