hätte ihn jemand vom Diwan gerissen. Auf Fußspitzen ging er zur Tür, öffnete sie leise einen Spalt weit und begann ins Treppenhaus hinauszulauschen. Sein Herz klopfte schreck-lich, doch auf der Treppe war es ganz still, als ob alle schlie-fen ... Unbegreiflich und wunderbar kam es ihm vor, daß er seit dem gestrigen Tag so tief hatte durchschlafen können und noch nichts getan, noch nichts vorbereitet hatte ... Indessen hatte es jetzt vielleicht schon sechs Uhr geschlagen ... Ein un-gewöhnlicher, fieberhafter, hektischer Eifer überkam ihn plötzlich an Stelle des Schlafes und der Stumpfheit von vor-her. Übrigens hatte er nur wenige Vorbereitungen zu treffen. Er spannte die letzten Kräfte an, um an alles zu denken und nichts zu vergessen; und dabei schlug ihm das Herz; es häm-merte so sehr, daß er kaum noch zu atmen vermochte. Als erstes mußte er eine Schlinge anfertigen und innen an seinem Mantel annähen – das mochte eine Minute in Anspruch neh-men. Er griff unter das Kissen und kramte aus der darunter-gestopften Wäsche ein schmutziges Hemd hervor, das alt und schon völlig zerrissen war. Von diesem Fetzen riß er einen Streifen von einem Werschok Breite und etwa acht Wer-schok Länge ab. Den Streifen legte er doppelt zusammen, zog sich dann den weiten, dicken, aus irgendeinem festen Baumwollstoff gemachten Sommermantel aus – sein einziges Überkleid – und begann beide Enden des Streifens innen unter der linken Achsel festzunähen. Seine Hände zitterten dabei, doch er brachte die Arbeit so gut zustande, daß von außen nichts zu sehen war, als er den Mantel wieder anzog. Nadel und Faden, schon lange vorbereitet, hatte er, in Papier eingeschlagen, in seinem Nachttisch aufbewahrt. Was die Schlinge anging, so war das ein sehr geschickter Einfall von ihm: die Schlinge war für das Beil bestimmt. Es wäre doch nicht gegangen, auf der Straße ein Beil in der Hand zu tragen! Und wenn er es unter dem Mantel versteckte, mußte er es ja doch mit der Hand festhalten, was genauso aufge-fallen wäre. Jetzt jedoch, da er die Schlinge hatte, brauchte er das Beil nur mit dem Blatt hineinzuhängen, und dann hing es während des ganzen Weges ruhig unter seiner Achsel. Steckte er jedoch die Hand in die Seitentasche des Mantels, so

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