Schweigend und mit gerunzelter Stirn musterte ihn Nasta-sja. Lange Zeit wandte sie ihren Blick nicht von ihm. Dieses Anstarren bedrückte ihn; er bekam geradezu Furcht.

»Nastasja, warum sagst du nichts?« fragte er endlich zag-haft und mit matter Stimme.

»Es muß das Blut sein«, antwortete sie nach längerer Zeit leise, als spräche sie zu sich selbst.

»Das Blut! ... Welches Blut? ...« murmelte er. Er wurde totenblaß und rückte an die Wand.

Nastasja sah ihn weiter schweigend an.

»Niemand hat die Hauswirtin geschlagen«, stieß sie schließ-lich in strengem, entschlossenem Ton hervor.

Er sah sie an und atmete kaum.

»Ich habe es doch selbst gehört ... Ich schlief nicht . . . Ich saß hier«, sprach er, noch zaghafter als zuvor. »Ich habe lange zugehört ... Der Stellvertreter des Revierinspektors war hier ... auf der Treppe liefen die Leute zusammen, aus allen Wohnungen ...«

»Niemand war hier. Es ist das Blut, das in dir schreit. Wenn es keinen Ausweg findet und sich in der Leber staut, dann fängt man an zu phantasieren ... Wirst du jetzt essen, ja?«

Er antwortete nicht. Nastasja stand noch immer vor ihm, sah ihn unverwandt an und rührte sich nicht von der Stelle.

»Gib mir zu trinken ... Nastasjuschka.«

Sie ging hinab und kam nach etwa zwei Minuten mit Was-ser in einem weißen irdenen Krug zurück; doch was weiter geschah, entfiel seinem Gedächtnis. Er wußte nur noch, daß er einen Schluck von dem kalten Wasser nahm und etwas aus dem Krug auf die Brust verschüttete. Dann wurde er aber-mals bewußtlos.

3

Er war nicht während der ganzen Zeit seiner Krankheit bewußtlos: er fieberte, hatte Delirien und war dazwischen halb bei Bewußtsein. An einzelne Dinge konnte er sich später noch erinnern. Manchmal schien es ihm, als wären an sei-

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