welchem Ergebnis hatte Porfirij heute kommen wollen? Hatte er wirklich etwas vorbereitet gehabt? Und was war es ge-wesen? Hatte er tatsächlich auf etwas gewartet oder nicht? Wie wären sie heute wohl auseinander gegangen, wäre es nicht durch den Auftritt mit Nikolaj zu dieser unerwarteten Katastrophe gekommen?

Porfirij hatte fast sein ganzes Spiel aufgedeckt, was natür-lich ein Wagnis gewesen war, aber er hatte es aufgedeckt; und - so schien es Raskolnikow wenigstens – hätte Porfirij mehr gewußt, er hätte wohl auch das gezeigt. Worin hatte diese »Überraschung« bestanden? Hatte er ihn damit nur verspot-ten wollen? War dem eine Bedeutung zuzumessen oder nicht? Konnte sich etwas dahinter verbergen, das wenigstens irgend-wie einem Beweis, einer positiven Beschuldigung ähnlich sah? Der Mann von gestern? Wohin war der wohl verschwunden? Wo war er heute? Denn wenn Porfirij irgend etwas Positives in der Hand hatte, stand das natürlich mit dem Mann von gestern in Verbindung ...

Er saß auf dem Diwan, hatte den Kopf gesenkt, die Ell-bogen auf die Knie gestützt und das Gesicht in den Händen vergraben. Ein nervöses Zittern lief noch immer über seinen ganzen Körper. Endlich stand er auf, nahm seine Mütze und ging nach kurzem Grübeln zur Tür.

Er hatte das Gefühl, daß er sich wenigstens für heute als fast in Sicherheit betrachten durfte. Plötzlich empfand er so etwas wie Freude im Herzen: er wollte möglichst rasch zu Katerina Iwanowna gehen. Für das Begräbnis war es natür-lich schon zu spät, aber zum Leichenschmaus konnte er gerade noch zurechtkommen, und dabei würde er Sonja wiedersehen.

Er blieb stehen, überlegte, und ein schmerzliches Lächeln spielte um seine Lippen.

Heute! Heute! wiederholte er für sich. Ja, noch heute! Es muß sein ...

Er wollte eben die Tür öffnen, als diese plötzlich von selbst aufging. Er schrak zusammen und sprang zurück. Die Tür wurde langsam und leise geöffnet, und plötzlich stand da eine Gestalt – der Mann von gestern, aufgestiegen aus der Erde.

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