Ein Hut – nun, was ist zum Beispiel ein Hut? Ein Hut ist ein Deckel; ich kann ihn bei Zimmermann kaufen; aber was unter dem Hut steckt und von ihm bedeckt wird, das zu kau-fen bin ich nicht in der Lage, mein Herr! ... Ich gestehe Ihnen, daß ich Sie sogar schon aufsuchen wollte, um mich bei Ihnen zu entschuldigen; doch dann dachte ich, daß Sie viel-leicht ... Übrigens frage ich Sie nicht einmal, ob Sie nicht wirklich etwas brauchen! Ich hör, daß Sie Ihre Familie zu Besuch haben?«

»Ja, meine Mutter und meine Schwester sind hier.«

»Ich hatte sogar die Ehre und das Glück, Ihre Schwester kennenzulernen – eine gebildete, bezaubernde Dame. Ich muß Ihnen gestehen, es hat mir leid getan, daß wir beide damals so in Hitze gerieten. Das war eine Sache! Und daß ich Sie Ihrer Ohnmacht wegen etwas schief anschaute – das hat sich ja später glänzend aufgeklärt! Verbohrtheit und Fanatismus! Ich kann Ihnen Ihre Entrüstung nachfühlen. Wollen Sie vielleicht anläßlich der Ankunft Ihrer Familie die Wohnung wechseln?«

»Nein, ich wollte nur ... Ich bin gekommen, um zu fra-gen ... Ich dachte, ich würde Sametow hier treffen!«

»Ach, richtig! Sie sind ja mit ihm befreundet; ich habe da-von gehört. Nun, den können Sie hier nicht treffen — er ist nicht mehr bei uns. Jawohl, wir haben Alexander Grigo-rjewitsch verloren! Seit gestern wird er nicht mehr bei uns ge-führt; er ist versetzt worden ... Zum Schluß hat er sich sogar noch mit allen zerstritten ... er wurde geradezu ungezogen ... Ein Windhund, sonst nichts ... Er berechtigte zwar zu eini-gen Hoffnungen; aber was wollen Sie von diesen Leuten, von unserer blendenden Jugend? Er möchte irgendein Examen machen, aber bei uns wird immer bloß geredet und wichtig-getan, und fertig ist das Examen! Da ist das doch beispiels-weise bei Ihnen oder Ihrem Freund, Herrn Rasumichin, eine ganz andere Sache! Sie haben die Laufbahn eines Wissen-schaftlers eingeschlagen, und kein Mißerfolg wird Sie davon abbringen können. Alles, was das Leben reizvoll macht – nihil est für Sie; Sie sind ein Asket, ein Mönch, ein Einsied-ler! ... Sie brauchen ein Buch, die Feder hinterm Ohr und

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