Geld für das Nähen von einem halben Dutzend holländischer Hemden bezahlt, sondern meine Tochter sogar unter Belei-digungen weggeschickt, indem er mit den Füßen stampfte und ihr unanständige Schimpfworte zurief, unter dem Vor-wand, die Hemdkragen wären nicht nach dem richtigen Maß genäht und säßen schief. Und zu Hause hungern die Kinder ... Und Katerina Iwanowna geht händeringend im Zim-mer auf und ab, und auf ihren Wangen treten rote Flecke hervor – was bei dieser Krankheit immer geschieht. ,Da lebst du Schmarotzerin bei uns, ißt und trinkst und genießt die Wärme, und wozu ißt und trinkst du hier, wenn selbst die Kinder oft drei Tage lang kein Stück Brot sehen?' Ich lag damals ... nun ja, Sie wissen! . . . ich lag betrunken da und hörte meine Sonja erwidern – sie ist sehr friedlich und hat eine so sanfte Stimme ... sie hat blondes Haar und immer ein blasses, mageres Gesichtchen –: ,Sagen Sie, Katerina Iwa-nowna, soll ich denn wirklich ein solches Leben anfangen?' Denn Darja Franzowna, eine schlechte und der Polizei zur Genüge bekannte Person, hatte sich schon dreimal durch die Hauswirtin nach ihr erkundigt. ,Warum nicht?' antwortete Katerina Iwanowna höhnisch. ,Wofür willst du dich bewah-ren? Als ob das wunder welche Kostbarkeit wäre!' Aber geben Sie ihr keine Schuld, geben Sie ihr keine Schuld, mein lieber Herr, geben Sie ihr keine Schuld! Das hat sie nicht bei klarem Verstand gesagt, sondern in der Erregung infolge ihrer Krank-heit und gereizt durch das Weinen der Kinder, die nichts gegessen hatten, und es war mehr der Beleidigung halber ge-sagt als im wörtlichen Sinn so gemeint ... Denn Katerina Iwanowna hat eben einen solchen Charakter, und sobald die Kinder zu weinen anfangen, und wäre es auch nur aus Hunger, prügelt sie sie sofort. Und da sah ich, daß So-njetschka aufstand – es war gegen sechs Uhr –, ihr Kopf-tuch und den Mantel mit der Kapuze nahm und die Woh-nung verließ. Gegen neun Uhr kam sie wieder. Sie kam, ging geradewegs auf Katerina Iwanowna zu und legte ihr schwei-gend dreißig Silberrubel auf den Tisch. Dabei sprach sie kein Sterbenswörtchen; sie blickte überhaupt nicht auf, son-dern nahm nur unseren großen grünen Wollplaid – wir

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