ab gegangen, weil er das Gespräch nicht hatte stören wollen; doch sobald Sonja das Zimmer verlassen hatte, trat er zu Pjotr Petrowitsch und reichte ihm feierlich die Hand.

»Ich habe alles gehört und alles gesehen«, sagte er, wobei er das letzte Wort besonders betonte. »Das ist edel, das heißt ... ich wollte sagen: human! Sie wollten ihrer Dankbarkeit aus dem Wege gehen; das habe ich wohl verstanden! Und obgleich ich sagen muß, daß ich im Prinzip für private Wohl-tätigkeit nichts übrig habe, weil sie das Übel nicht mit der Wurzel ausrottet, sondern im Gegenteil sogar fördert, kann ich doch nicht umhin, zuzugeben, daß ich Ihre Handlungs-weise mit dem größten Vergnügen beobachtet habe – ja, ja, das gefällt mir.«

»Ach, das ist doch Unsinn!« murmelte Pjotr Petrowitsch. Er war einigermaßen erregt und starrte Lebesjatnikow selt-sam prüfend an.

»Nein, das ist kein Unsinn! Ein Mensch, der beleidigt und verärgert ist, so wie Sie es sind durch das, was gestern ge-schehen ist, und der gleichzeitig doch an das Unglück anderer zu denken vermag ... ein solcher Mensch ist ... obgleich er durch sein Vorgehen einen sozialen Mißgriff begeht ... trotzdem aller Hochachtung wert! Ich hätte das von Ihnen nie erwartet, Pjotr Petrowitsch, um so weniger, als Ihre An-sichten ... oh, wie Ihre Ansichten Sie doch behindern! Wie zum Beispiel dieses Mißgeschick von gestern Sie aufregt«, rief der gutmütige Andrej Semjonowitsch, der sich jetzt wieder stärker zu Pjotr Petrowitsch hingezogen fühlte. »Und wozu, wozu brauchen Sie denn unbedingt diese Ehe, diese gesetz-liche Ehe? Wenn Sie wollen, können Sie mich verprügeln, aber ich freue mich, ich freue mich wirklich, daß diese Ehe nicht zustande gekommen ist, daß Sie noch nicht ganz für die Menschheit verloren sind. Ich freue mich ... Sehen Sie, das ist meine Meinung!«

»Weil ich in eurer freien Ehe keine Hörner tragen und keine fremde Kinder aufziehen will, deshalb will ich gesetz-lich verheiratet sein, das ist alles«, erwiderte Luschin, nur um überhaupt etwas zu sagen. Offenbar weilten seine Gedanken ganz woanders.

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