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So lag er sehr lange. Gelegentlich wachte er halb auf, und dann bemerkte er, daß es bereits tiefe Nacht war; aber er dachte nicht daran, aufzustehen. Schließlich sah er, daß der Tag heraufzog. Er lag rücklings auf dem Diwan, noch erstarrt in dem früheren Dämmerzustand. Schrill klangen furchtbare, verzweifelte Schreie von der Straße zu ihm herauf, wie er sie übrigens jede Nacht gegen drei Uhr unter seinem Fenster hörte. Sie hatten ihn auch jetzt geweckt.

Ah! Jetzt kommen die Betrunkenen aus den Kneipen, dachte er. Es ist drei Uhr! – und plötzlich sprang er auf, als ob ihn jemand vom Diwan gerissen hätte. Wie! Schon drei! Er setzte sich wieder, und jetzt erinnerte er sich an alles. Plötzlich, im Augenblick fiel ihm alles wieder ein!

In der ersten Sekunde dachte er, er müsse verrückt wer-den. Ein furchtbarer Kälteschauer überlief ihn, aber diese Kälte rührte nur von dem Fieber her, das ihn schon befallen hatte, während er schlief. Ein solcher Schüttelfrost hatte ihn gepackt, daß ihm die Zähne klapperten und sich ihm alles nur so drehte. Er öffnete die Tür und lauschte: das ganze Haus lag in tiefem Schlaf. Voll Staunen betrachtete er sich selbst und alles ringsum in seinem Zimmer. Ihm war es un-faßlich, daß er gestern beim Heimkommen den Riegel nicht vor die Tür gelegt und sich nicht nur in seinen Kleidern, sondern sogar mit dem Hut auf dem Kopf aufs Lager gewor-fen hatte – der Hut war heruntergefallen und lag auf dem Boden, neben dem Kissen. Wenn jemand hereingekommen wäre, was hätte er sich denken müssen? Daß ich betrunken bin; aber ... Er eilte zum Fenster. Es war genügend hell, und er begann sich rasch zu mustern, von Kopf bis Fuß, alle seine Kleidungsstücke, ob nicht noch irgendwelche Spu-ren daran seien. Aber auf diese Weise war nichts zu sehen; zitternd vor Schüttelfrost zog er sich ganz aus und blickte

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