»Gewiß, ich erinnere mich ganz deutlich an ihn; ich würde ihn unter Tausenden herauskennen; ich habe ein vortreff-liches Gedächtnis für Gesichter.«

Sie schwiegen abermals.

»Hm! ... so, so ...« murmelte Raskolnikow. »Du mußt nämlich wissen ... ich dachte ... mir kommt es immer so vor ... als ob das vielleicht nur Einbildung gewesen wäre.«

»Wieso? Ich verstehe dich nicht.«

»Ihr alle behauptet doch immer«, fuhr Raskolnikow fort und verzog den Mund zu einem Lächeln, »daß ich geistesge-stört sei; und jetzt kam es mir so vor, als ob ich vielleicht wirklich verrückt wäre und nur eine Vision gesehen hätte.«

»Was redest du denn da?«

»Wer kann das genau wissen? Vielleicht bin ich wahr-haftig verrückt, und vielleicht ist alles, was in diesen Tagen geschehen ist, nur in meiner Einbildung geschehen ...«

»Ach, Rodja! Dieser Swidrigailow hat dich schon wieder aufgeregt! ... Was hat er denn gesagt? Weshalb hat er dich aufgesucht?«

Raskolnikow antwortete nicht. Rasumichin dachte eine Weile nach.

»Höre, was ich dir zu erzählen habe«, begann er schließ-lich. »Ich war vorhin schon einmal bei dir, aber da schlief st du. Dann haben wir gegessen, und danach ging ich zu Porfirij. Sametow sitzt noch immer bei ihm. Ich wollte über diese Sache mit ihm reden, aber es wurde nichts daraus. Es war mir nicht möglich, richtig darüber zu reden. Es war, als ver-stünden sie mich nicht und als könnten sie mich nicht ver-stehen, aber sie waren keineswegs verlegen. Ich führte Por-firij zum Fenster und schnitt von neuem dieses Thema an, aber wieder wurde irgendwie nichts daraus; er blickte zur Seite, und auch ich blickte zur Seite. Schließlich hielt ich ihm die Faust unter die Nase und sagte, ich würde ihn grün und blau schlagen, wie es unter Verwandten üblich ist. Er schaute mich nur an. Da spuckte ich drauf und ging, und das war alles. Sehr dumm. Mit Sametow wechselte ich kein Wort. Nur, weißt du, ich hatte gedacht, ich hätte die Sache ver-pfuscht; aber als ich die Treppe hinunterlief, kam mir ein

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