plötzlich hinzu und sah sie an. »Wirklich! Warum? Die ganze Zeit frage ich mich das, Sonja ...«

Vielleicht hatte er sich diese Frage auch schon vor einer Viertelstunde gestellt, doch jetzt sprach er in völliger Ent-kräftung, kaum bei vollem Bewußtsein, und er fühlte, wie sein Körper unaufhörlich zitterte.

»Ach, wie Sie sich quälen!« sprach sie traurig und starrte ihn an.

»Das alles ist Unsinn! ... Höre, Sonja!« Plötzlich lächelte er aus irgendeinem Grunde, blaß und kraftlos, etwa zwei Sekunden lang. »Weißt du noch, was ich dir gestern gesagt habe?«

Sonja wartete unruhig.

»Ich sagte, als ich ging, ich nähme vielleicht für immer von dir Abschied, doch wenn ich heute noch einmal käme, würde ich dir sagen ... wer Lisaweta getötet hat.«

Sie erzitterte plötzlich am ganzen Körper.

»Nun, und jetzt bin ich gekommen, es dir zu sagen.«

»Haben Sie das gestern denn wirklich ...« flüsterte sie mit Anstrengung. »Wissen Sie es denn?« fragte sie dann rasch, als ob sie auf einmal zur Besinnung gekommen wäre.

Sonja atmete schwer. Ihr Gesicht wurde immer blasser.

»Ich weiß es.«

Sie schwieg einen Augenblick.

»Hat man ihn denn gefunden?« fragte sie schließlich schüchtern.

»Nein, man hat ihn nicht gefunden.«

»Wieso wissen Sie dann davon?« fragte sie kaum hörbar, nach einem Schweigen, das wieder fast eine Minute gedauert hatte.

Er wandte sich ihr zu und musterte sie starr.

»Rate einmal«, antwortete er dann mit dem gleichen ver-zerrten, kraftlosen Lächeln wie vorhin.

Es war, als krampfte sich ihr ganzer Körper zusammen.

»Aber ... warum ... warum ... erschrecken Sie mich so?« stieß sie endlich hervor und lächelte wie ein Kind.

»Offenbar bin ich mit ihm gut befreundet, wenn ich es weiß«, fuhr Raskolnikow fort, während er ihr noch immer

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