»Ich glaube daran«, antwortete Raskolnikow fest; bei die-sen Worten blickte er, ebenso wie während seiner ganzen lan-gen Rede, zu Boden, wo er sich eine Stelle auf dem Teppich ausgesucht hatte.

»U-u-und ... glauben Sie an Gott? Verzeihen Sie, daß ich so neugierig bin!«

»Ich glaube an ihn«, wiederholte Raskolnikow und blickte Porfirij an.

»Und glauben Sie an die Erweckung des Lazarus?«

»Ja ... ja. Wozu wollen Sie das alles wissen?«

»Glauben Sie buchstäblich daran?«

»Buchstäblich.«

»So ist das also ... Ich war nur neugierig; entschuldigen Sie. Gestatten Sie mir aber, daß ich noch einmal auf das, was Sie eben gesagt haben, zurückkomme. Man bestraft sie doch nicht immer; im Gegenteil, manche ...«

»Triumphieren zu Lebzeiten? O ja, manche erreichen noch zu Lebzeiten ihr Ziel, und dann ...«

»Dann lassen sie selbst hinrichten?«

»Wenn nötig, ja; und wissen Sie, das ist sogar meistens der Fall. Ihre Bemerkung ist sehr treffend.«

»Besten Dank, mein Herr. Aber sagen Sie mir nur das eine noch: wie soll man die ungewöhnlichen und die gewöhn-lichen Menschen unterscheiden? Gibt es da gewisse Anzeichen bei der Geburt? Ich frage das, weil hier doch eine größtmög-liche Genauigkeit nötig wäre, sozusagen eine möglichst deut-liche äußere Kennzeichnung; verzeihen Sie mir diese natür-liche Sorge eines praktischen und wohlgesinnten Menschen! Aber könnte man nicht zum Beispiel eine besondere Kleidung einführen, irgendein Mal, was meinen Sie? Denn Sie müssen zugeben, wenn da ein Durcheinander entstünde und einer von der einen Kategorie sich einbildete, er gehöre zur anderen, und anfinge, ,alle Hindernisse zu beseitigen', wie Sie sich höchst glücklich ausgedrückt haben, so wäre ja ...«

»Oh, das kommt sehr oft vor! Diese Bemerkung beweist sogar noch mehr Scharfsinn als die von vorhin ...«

»Besten Dank, mein Herr ...«

»Keine Ursache; aber bedenken Sie, daß ein Irrtum nur den

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