zerstreut; übrigens kam sein gewaltsam unterdrückter Hoch-mut jeden Augenblick wieder zum Ausbruch. Alle, die ihn kannten, fanden, daß er etwas schwerfällig sei, räumten je-doch ein, daß er sein Fach verstehe.

»Ich war schon zweimal bei dir, mein Lieber ... Du siehst, er ist zu sich gekommen!« rief Rasumichin.

»Ich sehe, ich sehe; nun also, wie fühlen wir uns jetzt, he?« wandte sich Sosimow an Raskolnikow, während er ihn un-verwandt ansah und sich zu ihm auf den Diwan setzte. Er nahm am Fußende Platz und machte es sich, so gut es ging, bequem.

»Er fängt aber immer noch Grillen«, sprach Rasumichin weiter. »Als wir ihm vorhin die Wäsche wechselten, brach er beinahe in Tränen aus.«

»Das ist verständlich; mit der Wäsche hättet ihr auch noch warten können, wenn er keine Lust hatte ... Der Puls ist prächtig. Der Kopf schmerzt wohl noch immer ein bißchen, nicht wahr?«

»Ich bin gesund, ich bin völlig gesund!« stieß Raskolnikow hartnäckig und gereizt hervor; er hatte sich auf seinem Lager plötzlich aufgerichtet, und seine Augen funkelten; doch sofort sank er wieder in die Kissen zurück und kehrte sich zur Wand. Sosimow beobachtete ihn aufmerksam.

»Sehr gut ... alles in Ordnung«, sprach er matt. »Hat er gegessen?«

Man berichtete ihm und fragte, was der Patient bekom-men dürfe.

»Alles ... Suppe, Tee ... Pilze und Gurken soll man ihm selbstverständlich nicht geben, auch Rindfleisch lieber nicht, und ... Na, wozu soviel reden! ...« Er wechselte einen Blick mit Rasumichin. »Macht nur weiter so mit den Arznei-mitteln und allem andern; morgen schaue ich wieder vorbei . . . Es hätte auch heute ... nun ja ...«

»Morgen abend will ich mit ihm Spazierengehen!« entschied Rasumichin! »in den Jusupow-Garten, und dann gehen wir in den Kristallpalast.«

»Morgen würde ich ihn lieber noch nicht ausführen; aber freilich ... ein wenig schon ... Dann werden wir ja sehen.«

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