Aber das waren nebensächliche Dinge, über die er nicht näher nachdachte und für die er auch keine Zeit hatte. Er sann über die Hauptsache nach und verschob die Einzelheiten bis zu dem Zeitpunkt, da er sich selber von allem über-zeugen mußte. Eben das stellte sich jedoch ganz entschieden als undurchführbar heraus. So schien es wenigstens ihm selber. Er konnte sich zum Beispiel nicht vorstellen, daß er einmal mit Nachdenken aufhören, aufstehen und – einfach dorthin gehen würde ... Sogar die Probe, die er vor kurzem ange-stellt hatte – das heißt, der Besuch, den er gemacht hatte, um sich endgültig mit der örtlichkeit vertraut zu machen –, hatte er nur anzustellen probiert, aber nicht etwa im Ernst, sondern nur so: Ich will einmal hingehen und einen Versuch machen; wozu das ewige Träumen! – Und dann hatte er nicht durchgehalten, hatte darauf gepfiffen und war voll Ab-scheu und Wut gegen sich selbst davongelaufen. Indes hatte er, was die moralische Lösung des Problems betraf, die ganze Analyse, wie es schien, schon durchgeführt; seine Kasuistik war zugeschliffen wie ein Rasiermesser, und er selber konnte keine bewußten Einwände mehr finden. Doch letztlich glaubte er einfach sich selbst nicht und suchte, nach allen Seiten tastend, hartnäckig und sklavisch nach Einwänden, als ob ihn jemand dazu nötigte und dazu hinzöge. Der letzte Tag, der auf so unvermutete Art mit einem Schlag alles entschieden hatte, wirkte fast rein mechanisch auf ihn, als hätte ihn irgendwer bei der Hand genommen und mitgezogen, unwiderstehlich, blindlings, mit übernatürlicher Macht, die keinen Widerspruch duldete, genauso, als wäre er mit einem Stück seiner Kleidung in das Rad einer Maschine gekommen und würde jetzt mitge-rissen.

Anfangs – übrigens schon vor langer Zeit – beschäftigte ihn unter anderem die Frage: Warum werden Verbrechen fast immer so leicht aufgespürt und entdeckt und warum sind die Spuren fast aller Verbrecher so leicht zu finden? Allmäh-lich gelangte er zu dem vieldeutigen, interessanten Schluß, daß die Hauptursache nicht so sehr in der praktischen Unmög-lichkeit liege, ein Verbrechen zu verbergen, wie vielmehr in dem Verbrecher selbst; der Verbrecher, fast jeder Verbrecher,

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