das gefällt ihnen! Wenn einer nur nicht er selber ist und am wenigsten sich selber gleicht! Das gilt ihnen als der allergrößte Fortschritt. Und wenn ihr Geschwätz wenigstens eine eigene Note hätte; so aber ...«

»Hören Sie«, unterbrach ihn Pulcheria Alexandrowna schüchtern, aber damit goß sie nur öl ins Feuer.

»Und was glauben Sie?« rief Rasumichin und schrie noch lauter, »glauben Sie, ich sage das deswegen, weil die Kerle dummes Zeug reden? Unsinn! Ich habe es gern, wenn die Leute irgend etwas zusammenphantasieren. Phantasieren ist das einzige Privileg, das der Mensch vor allen anderen Orga-nismen voraushat. Phantasiert und lügt einer, kommt er zur Wahrheit! Weil man lügt, ist man ja ein Mensch. Keine einzige Wahrheit wäre errungen worden, wäre nicht vorher vier-zehnmal oder vielleicht auch hundertvierzehnmal gelogen worden. Das ist in seiner Art höchst ehrenvoll. Aber wir ver-stehen es nicht einmal, aus eigenem Verstand zu lügen! Lüg mich an, aber auf deine eigene Weise, und ich werde dich dafür küssen. Auf eigene Weise zu lügen ist ja fast noch besser, als fremde Wahrheiten nachzuplappern; im ersten Fall bist du ein Mensch, und im zweiten höchstens ein Vogel! Die Wahrheit läuft nicht davon, aber mit fremder Wahrheit kann man das eigene Leben ersticken; dafür gibt es Beispiele genug. Nun, und was sind wir jetzt? Wir alle, ohne jede Aus-nahme, sitzen, was Wissenschaft betrifft, Entwicklung, Den-ken, Erfindungen, Ideale, Bestrebungen, Liberalismus, Ver-stand, Erfahrung und alles, alles, alles, alles, alles, noch in der ersten Vorbereitungsklasse des Gymnasiums! Es genügt uns, uns mit fremdem Verstand zu behelfen, und wir gefallen uns darin! Ist's nicht so? Habe ich nicht recht?« schrie Rasumichin, wobei er beiden Damen die Hände schüttelte und drückte. »Ist's nicht so?«

»O Gott, ich weiß nicht«, stammelte die arme Pulcheria Alexandrowna.

»Es ist so, ja ... obgleich ich nicht in allem mit Ihnen einverstanden bin«, pflichtete ihm Awdotja Romanowna ernst bei, schrie jedoch sogleich auf, so schmerzhaft hatte er ihr diesmal die Hand zusammengepreßt.

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