»Aber ich bitte Sie, Herr Hauptmann«, begann er sehr ge-lassen, wobei er sich plötzlich an Nikodim Fomitsch wandte, »versetzen Sie sich doch einmal in meine Lage ... ich bin so-gar bereit, den Herrn um Entschuldigung zu bitten, wenn ich es meinerseits an der nötigen Höflichkeit habe fehlen lassen. Ich bin ein armer Student und krank und zermalmt« – er sagte wahrhaftig: »zermalmt« – »von der Armut. Ich habe das Studium einstweilen aufgegeben, weil ich jetzt nicht für meinen Unterhalt sorgen kann, aber ich bekomme wieder Geld ... Ich habe meine Mutter und eine Schwester im Gou-vernement N. Sie werden mir Geld schicken, und dann kann ich zahlen. Meine Hauswirtin ist eine gute Frau; aber weil ich meine Stunden verloren und ihr schon den vierten Monat keine Miete gezahlt habe, ist sie so erbittert, daß sie mir nicht einmal mehr Essen schickt ... Und ich verstehe wahrhaftig nicht, was der Wechsel hier soll! Jetzt verlangt sie von mir auf Grund dieses Wechsels Geld, doch wie kann ich ihr denn zahlen? Sagen Sie selbst! ...«
»Aber das ist doch nicht unsere Sache ...« bemerkte der Schriftführer.
»Bitte, bitte, ich bin völlig mit Ihnen einverstanden, doch gestatten Sie auch mir, den Fall aufzuklären«, fiel Raskolni-kow wieder ein, wobei er sich jedoch nicht an den Schrift-führer wandte, sondern an Nikodim Fomitsch; allerdings war er nach Kräften bemüht, auch zu Ilja Petrowitsch zu sprechen, obwohl der hartnäckig in seinen Papieren blätterte und geringschätzig so tat, als schenkte er ihm keine Beachtung. »Erlauben Sie mir, auch meinerseits zu erklären, daß ich schon ungefähr drei Jahre bei ihr wohne, seit ich aus der Provinz gekommen bin. Und früher ... früher ... übrigens, warum soll ich das nicht gestehen, gleich im Anfang gab ich ihr das Versprechen, ihre Tochter zu heiraten, ein mündliches Ver-sprechen; ich gab es ihr aus völlig freien Stücken ... Sie war ein Mädchen ... sie gefiel mir übrigens ... obwohl ich nicht in sie verliebt war ... Mit einem Wort: die Jugend ... das heißt, ich will sagen, daß mir die Wirtin damals großen Kre-dit einräumte und daß ich zum Teil ein solches Leben führte . . . ich war sehr leichtsinnig ...«
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